Testbericht: Ich habe den stark gedämpften ‚Clifton 3‘ von HOKA ONE ONE auf kurzen und langen Distanzen ausprobiert...[Werbung]

Mit dem ‚Clifton 3‘ ist die neueste Version des stark gedämpften HOKA ONE ONE-Modells seit einiger Zeit in unseren Gefilden erhältlich. Auch der neueste Clifton soll über jene Eigenschaften verfügen, die die Läufer bislang so begeistert haben. Dafür zeigen sich Passform und Design nochmals verbessert. Natürlich soll auch dieses Modell das besonders sanfte Laufgefühl bescheren, wovon so viele Läuferkollegen regelrecht schwärmen. Doch wie fühlt sich das Laufen mit dem ‚Clifton 3‘ tatsächlich an? Kann man mit diesen Tretern auch schnell laufen? Und wie macht er sich beispielsweise bei einem 40 Kilometer-Longrun? Ich habe die Antworten auf diese Fragen. So konnte ich das Modell in den letzten Wochen auf über 250 Kilometern im Rahmen meiner Vorbereitung für den München Marathon ausprobieren. Dafür wurde mir von HOKA ONE ONE freundlicherweise ein Testpaar zur Verfügung gestellt. Doch wie immer gilt: Dieser Testbericht beinhaltet ausschließlich meine persönliche Meinung. Viel Spaß beim Lesen!

Blick­fang: Die Clifton-Laufsohle ist richtig dick.
Blick­fang: Die Clifton-Laufsohle ist richtig dick.

Hoch, leicht & anders!

Die Clifton-Laufschuhreihe war mir im Vorfeld durchaus ein Begriff. Zugegeben, gelaufen bin ich vor dem Testbericht mit keinem Modell der Serie. Warum? Ich liebe es eher flach und direkt auf der Laufstrecke! So habe ich diesen Testbericht aus der Perspektive eines kompletten Clifton-Neulings geschrieben. Über die erste und zweite Version konnte ich jedoch viel Positives in Läufergruppen und Fachmedien erfahren. Darin war unter anderem zu lesen, dass etliche Marathon- und Ultraläufer von dem Schuh mit der fetten Sohle begeistert sind. Nichtsdestotrotz gibt es Läufer, die mit den ausgeprägten Dämpfungseigenschaften überhaupt nichts anfangen können. Ich bleibe zunächst neutral und verschaffe mir selbst einen Eindruck.

Trotzdem ist der Clifton nicht sonderlich schwer.
Trotzdem ist der Clifton nicht sonderlich schwer.

Was macht diesen Schuh so besonders? Die Clifton-Laufsohle ist schon mal deutlich dicker als bei allen anderen Laufschuhen, die ich jemals getragen habe. Der Schuh erinnert mich vom Erscheinungsbild her irgendwie an "Moon Boots", denn der verwendete Kunststoffschaum ist einige Zentimeter stark. Auf den ersten Blick eher ungewöhnlich, was aber ein einzigartiges Dämpfungsgefühl bescheren soll. Obwohl der ‚Clifton 3‘ vergleichsweise hoch ausfällt, ist er trotzdem recht flach gebaut. Die Sprengung, also die Differenz zwischen vorderem Bereich (24 mm) und Ferse (29 mm), beträgt hier nur 5 mm. Außerdem ist der Schuh nicht sonderlich schwer: Gerade mal 268 g bei Größe 44 steht auf der heimischen Waage. Und der Preis? Der ‚Clifton 3‘ steht aktuell - schaut man auf der Herstellerwebsite vorbei - bei circa 130 Euro.

Fällt was auf?

Die "fette Sohle" ist das auffälligste Merkmal, wenn man diesen neuen HOKA das erste Mal genauer begutachtet. Das Sohlenprofil - härteres und haltbareres Gummi-Material vorne und hinten, weicheres und anfälligeres im mittleren Teil - unterstreicht hierbei, dass das Clifton-Modell auf verschiedenen Laufwegen getragen werden kann. Die Laufsohle mit dem "Full Ground Contact Design" wurde nämlich für den Einsatz auf harten Untergründen optimiert. Somit können sich Wald-, Schotter- oder Asphaltläufer den ‚Clifton 3‘ durchaus näher ansehen.

Der Speedframe-Schaft präsentiert sich beim Testmodell komplett nahtfrei, der obere Bereich bietet ein strapazierfähiges Außenmaterial, um auch bei verschiedenen Wetterbedingungen zu überzeugen. Das Testpaar ist für meinen Geschmack designtechnisch durchdacht. Die vorliegende Farbkombination "medieval blue / gold fusion" - eine Mischung aus blau, orange, schwarz und weiß - ist zwar nicht gerade spektakulär, vermittelt aber eine klare Linie. Zusätzlich finden sich auf der Hersteller-Webseite weitere Farbgebungen, wie etwa "black / anthracite", "grey / orange flash" oder "blue / red orange". Farbauswahl gibt es genug! Die Verarbeitungsqualität kann sich sehen lassen. Die einzelnen Bestandteile sind tadellos miteinander verbaut - weder größere Klebereste noch unsaubere Stellen sind zu erkennen.

Durchaus auch für harte Untergründe geeignet.
Durchaus auch für harte Untergründe geeignet.

Wir müssen laufen!

Kaum in den ‚Clifton 3‘ geschlüpft, fällt der erhöhte Stand im Schuh auf. Das ist zunächst ein eher seltsames Gefühl, denn so hoch stand ich bislang noch nicht in einem Laufschuh. Doch mit jedem einzelnen Schritt gewöhnt man sich an die neue, höhere Ausgangslage. Durch die geringe Sprengung liegt der Fuß relativ flach. Die Zunge ist angenehm gepolstert und sorgt für einen bequemen Sitz, die flachen Schnürsenkel haben eine ausreichende Länge. Des Weiteren offenbart der HOKA im Vorfußbereich - trotz etwas breitem Fuß - ausreichend Platz. Meine Zehen haben den gewünschten Spielraum, das Innenmaterial im vorderen Bereich fühlt sich angenehm an und reibt nicht. Die Ferse findet einen sicheren Halt, das Innenmaterial im hinteren Bereich ist ordentlich gepolstert und fällt angenehm weich aus. Die Passform ist demnach erstaunlich stimmig. Trotzdem zwei Anmerkungen: Meist wähle ich bei meiner Schuhgröße 42,5 den Laufschuh in 43. Den ‚Clifton 3‘ braucht es jedoch in Größe 44 - eine 43 wäre zu klein gewesen. Darüber hinaus kommt das vorliegende Testpaar in Größe 44 meinem Empfinden nach etwas zu massig daher. Dieser Eindruck kann sich bei kleineren Größen natürlich relativieren.

Schnelle Pace trotz dicker Sohle ist möglich.
Schnelle Pace trotz dicker Sohle ist möglich.

Bereits bei den ersten kurzen, doch eher langsamen Einheiten vermittelt die Mittelsohle des ‚Clifton 3‘ ein besonderes Laufgefühl. Die Dämpfung ist zwar weich, aber nicht zu weich - das gilt für den gesamten Sohlenbereich, also sowohl für die Ferse als auch den Vorfuß. Trotz "Üppigkeit" fühlt sich der neue Clifton immer noch leicht am Fuß an, zudem präsentiert sich das Innenleben ausgesprochen komfortabel. Es fällt jedoch auf, dass die Sohlenkonstruktion weit weniger flexibel reagiert als gehofft. Das geht zu Lasten der Dynamik, was man bei schnellen Tempoeinheiten leider spürt. Die druckgeschäumte EVA-Konstruktion mit dem früh ansetzenden Meta-Rocker ermöglicht jedoch ein recht leichtes Abrollen des Fußes.

Schneller bitte!

Im Rahmen meiner Marathonvorbereitung habe ich einige Tempoläufe mit dem ‚Clifton 3‘ absolviert. Ich wollte herausfinden, ob das wirklich geht - schnelle Pace und fette Sohle! Kurzum: Trotz üppiger Laufsohle und extremen Dämpfungseigenschaften - ich konnte es anfänglich selbst nicht glauben - waren Läufe im sub 4 Min/KM-Schnitt mit dem Testmodell machbar. 10 Kilometer in unter 40 Minuten? Mit dem ‚Clifton 3‘ war dies zu schaffen! Das fühlte sich zwar undynamischer als mit meinen herkömmlichen Laufschuhen an, doch am Ende hatte es funktioniert. Ich behaupte also mal, dass es letztlich eine Frage der Gewohnheit ist! Denn vor allem bei Tempowechseln mit Höhenmetern hat mir dieser Clifton viel Freude bereitet. So bin ich häufiger den Münchner Olympiaberg hoch und wieder runtergelaufen. Gerade bergab ist der Energy-Return beachtlich und spürbar anders. Der Stand im Schuh war aber auch bei hohem Tempo durch die breite Sohlenkonstruktion sicher. Umgeknickt bin ich übrigens kein einziges Mal. Trotzdem ist und bleibt die Laufsohle bei Tempoläufen mir etwas zu unflexibel, von der Direktheit oder Reaktionsfreudigkeit ganz zu schweigen. Davon war aber auszugehen: Es geht schließlich um Dämpfung, Dämpfung und nochmals Dämpfung. Wer schnellere Tempoeinheiten absolvieren möchte, kann den schnittigen ‚TRACER‘ von HOKA ONE ONE ins Auge fassen. Zum Test:
http://tinyurl.com/zel5g8y

Bei langen Läufen im mittleren Tempo ideal.
Bei langen Läufen im mittleren Tempo ideal.

Länger, länger, länger...

Demgegenüber steht eine beachtliche "Longrun-Kompatibilität", wie ich sie selten bei einem Laufschuh feststellen konnte. Wie aufgeführt, es geht mit diesem HOKA durchaus auch mal zügiger, doch bei langen Läufen im mittleren Tempo hinterlässt der ‚Clifton 3‘ einfach den besten Eindruck. Dann beschert dieser Schuh dank der Oversize-Dämpfung ein unvergleichlich sanftes Laufgefühl. So habe ich mit diesem Testpaar des Öfteren meine 35 Kilometer-Dauerläufe mit Endbeschleunigung absolviert. Einmal bin ich 40 Kilometer gelaufen und musste feststellen, dass ich den Clifton irgendwann nicht mehr an meinen Füßen spürte. Wirklich beachtlich war auch, dass der ‚Clifton 3‘ bei keinem meiner langen Läufe auffällig gedrückt oder gescheuert hätte. Beobachten konnte ich ebenso, dass das atmungsaktive Mesh-Material prima funktionierte und für eine gute Klimaregulierung sorgte. Daneben verfügt der ‚Clifton 3‘ über ausgeprägte Grip-Eigenschaften und kann problemlos bei unterschiedlichsten Wetterbedingungen getragen werden. Ob ich den ‚Clifton 3‘ für einen richtigen Marathon empfehlen würde? Ja, sicher doch!

Ein empfehlenswerter Kilometerfresser.
Ein empfehlenswerter Kilometerfresser.

Mein Fazit

Der maximal gedämpfte ‚Clifton 3‘ von HOKA ONE ONE hat mich in der Marathonvorbereitung überrascht. Okay, die erhöhte Konstruktion ist nicht jedermanns Sache. Und obwohl dieser Laufschuh aufgrund der "fetten Sohle" wuchtiger ausfällt und einiges an Flexibilität vermissen lässt, hat man sich doch schnell an die Gegebenheiten gewöhnt. Die stimmige Passform und der hohe Tragekomfort machen diesen Clifton jedenfalls zu einem empfehlenswerten Kilometerfresser. Wer möchte, kann die Pace auch mal erhöhen! Am Ende bleibt eine klare Alternative für Marathon- und Ultraläufer. Der ‚Clifton 3‘ macht richtig Laune!

Weitere Infos über HOKA ONE ONE unter folgendem Link: http://www.hokaoneone.eu