Interview: Faszination Zugspitze! Trailrunner Michael berichtet im neuen "Unter Uns-Interview" über seinen 62,8 Kilometer-Supertrail beim Zugspitz Ultratrail...

Faszination Zugspitze! «Die Kulisse war traumhaft – ich muss da definitiv nochmal hin!», so beschreibt Michael die landschaftliche Kulisse beim vergangenen Zugspitz Ultratrail. Im "Unter Uns-Interview" berichtet der leidenschaftliche Trailrunner von seinen Erfahrungen beim 62,8 KM-Supertrail. Lesenswert!

Michael (rechts im Bild) beim Supertrail, Zugspitz Ultratrail - Bildquelle: www.sportograf.com
Michael (rechts im Bild) beim Supertrail, Zugspitz Ultratrail - Bildquelle: www.sportograf.com

Ideale Gerade: Hi Michael. Vor Kurzem hast Du den Supertrail beim Zugspitz Ultratrail gemeistert. Alle Achtung, Gratulation! Was genau erwartet dort die Teilnehmer?

Michael: Hallo Björn. Vielen Dank! :-) Ja, das Ganze ist jetzt gerade mal ein paar Tage her. Ich muss sagen, dass ich momentan noch sehr traurig bin, dass dieses tolle Wochenende schon wieder vorbei ist, da es für mich ein absolut großartiges Erlebnis war. Die Teilnehmer erwartet ein super organisierter Lauf, tolle und fordernde Laufstrecken, eine spitzen Aussicht (natürlich wenn das Wetter mitspielt), viel Spaß, Begeisterung und eine Menge netter Bekanntschaften auf und neben der Strecke.

Ideale Gerade: In den Fachmedien konnte man viel über Deutschlands größten Trailrun-Event lesen. Worin besteht für Dich persönlich der Reiz daran teilzunehmen?

Michael: Eine sehr gute Frage! Ich bin 2015 von der klassischen Marathon-Distanz auf Ultrastrecken - vor allem im Trailrunning-Bereich - gewechselt, da es mir wesentlich mehr Spaß macht, lange in der Natur unterwegs zu sein. Am liebsten auch mit vielen Höhenmetern, der Singletrail-Anteil darf also gerne sehr hoch sein. :-) Die Zugspitze hatte ich 2015 schon einmal im Blick und war dort auch gemeldet, was leider kurzfristig aus persönlichen Gründen nicht klappte. Ich habe davor viele Erfahrungsberichte gelesen und auch etliche Videos gesehen und war total begeistert. Die Bilder hatten sich regelrecht in meinem Kopf festgebrannt und es war klar, dort will ich definitiv mal laufen, was ich endlich in die Tat umgesetzt habe.

Stimmungsvolle Aufnahme - Supertrail, Zugspitz Ultratrail - Bildquelle: Michael Reis
Stimmungsvolle Aufnahme - Supertrail, Zugspitz Ultratrail - Bildquelle: Michael Reis

Ideale Gerade: Wie waren Strecke, Wetter und Temperaturen? Wie viele HM hast Du absolviert?

Michael: Das Wetter am Lauftag war eigentlich recht gut. Am Start waren es gut 14 Grad und sonnig. Aber man darf sich natürlich nicht davon täuschen lassen. Während des Laufs wechselte das Wetter mehrmals, es kann dort innerhalb weniger Minuten komplett umschlagen. An den höchsten Punkten sind wir letztendlich auch teilweise im Schnee gelaufen. Es gab zudem mehrere Regenschauer, die sich bei uns jedoch in Grenzen hielten. Denn als ich im Ziel war, begann es dauerhaft zu regnen und es waren ja noch einige Läufer unterwegs, die dieses Wetter meistern mussten und vor allem auch noch in völliger Dunkelheit nur mit Stirnlampe. Die Strecke war schon vom Regen der Tage zuvor sehr matschig. Man lief auf nassem Geröll oder direkt durch kleine Bäche oder eben zeitweise auch durch Schnee. Es gab sehr lange und vor allem heftige Auf- und Abstiege, die anscheinend niemals enden wollten. ;-) Eigentlich musste man immer aufpassen, wie und wohin man tritt. Im Ziel war ich nach gut 62,8 Kilometern und +2923/-3285 Höhenmetern.

Ideale Gerade: Rund 11:27 Stunden bist Du dafür unterwegs gewesen. Wie hast Du diese Zeit mental und körperlich erlebt?

Michael: Körperlich ging es mir während des gesamten Laufes sehr gut, da hatte ich absolut keine Probleme. Das einzige was man erwähnen könnte war jedoch das Brennen im Oberschenkel, wenn man bei einigen Downhills stetig abbremsen musste, um nicht zu schnell zu werden. Auch mental gab es bis auf wenige Ausnahmen nichts Nennenswertes. Bei sehr langen und steilen Anstiegen musste ich manchmal stehen bleiben und etwas durchpusten. Wenn man dann nach oben schaut und sieht, dass sich dieser Anstieg immer weiter und weiter zieht, fängt man schon langsam an zu verzweifeln. :-) Der steile Abstieg dann am Schluss, bei dem man 5 bis 6 Kilometer vor dem Ziel noch mal gut 1200 Höhenmeter runter muss, verlangte von mir noch mal höchste Konzentration.

Michael beim Supertrail, Zugspitz Ultratrail - Bildquelle: www.sportograf.com
Michael beim Supertrail, Zugspitz Ultratrail - Bildquelle: www.sportograf.com

Ideale Gerade: Die landschaftliche Kulisse muss gigantisch gewesen sein, oder? Hattest Du Zeit diese auch zu genießen?

Michael: Meine Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt. Ich wollte schon immer in die Berge und das Ganze mit dem Laufen zu verbinden ist natürlich gigantisch. Die Kulisse war traumhaft – ich muss da definitiv nochmal hin! Dann allerdings auf die Hauptdistanz mit 101,6 Kilometern und 5412 Höhenmetern. Ausreichend Zeit zum Genießen und auch fotografieren habe ich mir einfach genommen. Genügend Puffer zur Cut-off-Zeit war jederzeit vorhanden. Gegen Ende hin als ich doch müde wurde, habe ich dann keine Fotos mehr gemacht.

Ideale Gerade: Welches Training ist notwendig, um dort zuversichtlich starten zu können?

Michael: Diese Frage kann ich natürlich nicht zu 100 Prozent beantworten, da kann ich überwiegend nur für mich sprechen. Ich denke mal, man sollte sich der Distanz, den Höhenmetern und vor allem auch dem Streckenprofil und dem möglichen Wetterumschwung bewusst sein. Außerdem sollte man keine Höhenangst haben und über genügend Trittsicherheit verfügen. Ob man ausreichend für die gemeldete Strecke trainiert ist, liegt alleine schon im persönlichen Interesse und man sollte hier definitiv nichts auf die leichte Schulter nehmen. Ich persönlich laufe meist vier Mal die Woche, davon einmal mindestens 30 Kilometer und mehr. Für die langen Läufe mit vielen Höhenmetern fahre ich auch oft mit meiner Partnerin - die selbst seit ca. acht Jahren auf Ultradistanzen läuft und mir erfahrungstechnisch weit voraus ist - etwas weiter weg, wo es eben steiler ist. Im Juli z.B. planen wir einen ca. 90 Kilometer langen Ultra-Trainingslauf mit Selbstversorgung. Ich passe mein Training auch immer wieder an die kommenden Wettkämpfe an. Dazu kommt noch etwas Krafttraining und Radfahren.

Eindrucksvolle Aufnahme - Supertrail, Zugspitz Ultratrail - Bildquelle: Michael Reis
Eindrucksvolle Aufnahme - Supertrail, Zugspitz Ultratrail - Bildquelle: Michael Reis

Ideale Gerade: Welches Equipment ist zwingend erforderlich? Wie steht es mit Trinken und Proviant?

Michael: Bei den meisten solcher Läufe, wie auch an der Zugspitze, gibt es sowieso eine Pflichtausrüstung. Beim Zugspitz Ultratrail sind neben Schuhen, die für das Laufen im alpinen Gelände geeignet sein müssen, auch ein Erste-Hilfe-Set, Rettungsdecke, warme Bekleidung, wie z.B. auch Mütze und Handschuhe, Regenbekleidung und ein Mobiltelefon mit gespeicherter Notrufnummer mitzuführen. Auch hier sollte man sich im Vorfeld ausreichend auf der Veranstalterseite informieren. An der Zugspitze wurden auf dem Weg zur Startaufstellung die Läufer tatsächlich stichprobenmäßig kontrolliert. Meist gibt es noch Roadbooks mit der Strecke für die Orientierung. Sofern vorhanden, speichere ich mir gerne die GPS-Tracks der Läufe zur Sicherheit auf meine Uhr. Das hilft, bisher habe ich mich nicht einmal verlaufen.

Essen und Trinken ist übrigens auch laufabhängig. Hier gab es auf 63 Kilometern für mich sechs Verpflegungsstellen, somit hatte ich nur ganz wenig zu Essen dabei. Die Mitnahme von Wasser war hier wiederum Pflicht und zwar auf meiner Distanz mindestens 1,5 Liter.
Kurz zum Vergleich: Im Mai lief ich den Keufelskopf Ultra-Trail mit 88 Kilometern und 3600 Höhenmetern. Dieser war semiautonom. Es gab lediglich vier VPs an denen nur Wasser gereicht wurde. Hier musste man seine Vorräte ständig auffüllen und das Essen war direkt von Beginn an für die ganze Distanz mitzuführen.

Michael beim Supertrail, Zugspitz Ultratrail - Bildquelle: www.sportograf.com
Michael beim Supertrail, Zugspitz Ultratrail - Bildquelle: www.sportograf.com

Ideale Gerade:  Wie geht es für Dich nun weiter? Planst Du 2016 weitere Trailrun-Events?

Michael: Geplant ist noch einiges für 2016, allerdings nichts mehr in Richtung Zugspitze. Im Juli laufe ich mal wieder einen Halbmarathon mit dem Ziel meine Bestzeit etwas runter zu schrauben (aktuell 1:29:26 Std.), dann folgen im August und September zwei Ultra-Trails: Einerseits der Hartfüssler Ultra-Trail in Saarbrücken mit 58 Kilometern sowie ca. 1650 Höhenmetern und andererseits der SoNUT mit 62 Kilometern sowie ca. 2100 Höhenmetern. Ebenfalls im September bin ich zum zweiten Mal Zugläufer beim Baden Marathon in Karlsruhe für die 4:59 Std. bevor es am 1. Oktober ebenfalls zum zweiten Mal zum Taubertal 100 geht, einem topflachen und asphaltierten Punkt zu Punkt-Lauf von Rothenburg ob der Tauber nach Wertheim. Hier möchte ich meine Zeit von 2015 um etwas mehr als eine Stunde verbessern. Dieser Lauf liegt mir auch besonders am Herzen, da es im Oktober des letzten Jahres mein allererster 100er war. Zum Jahresabschluss geht es dann wohl noch nach Luxemburg zum Uewersauer Ultra-Trail mit 53 Kilometern und 1500 Höhenmetern. Im Dezember ist dann überwiegend Regeneration angesagt, bevor es im Januar schon wieder langsam Richtung Rodgau Ultra Marathon (50 Kilometer) geht.

Höhenmeterangaben - Supertrail, Zugspitz Ultratrail - Bildquelle: Michael Reis
Höhenmeterangaben - Supertrail, Zugspitz Ultratrail - Bildquelle: Michael Reis

Das waren sehr spannende Einblicke und beeindruckende Bilder! Vielen herzlichen Dank für die Zeit und Antworten, Michael. Faszinierend Deine Erfahrungen beim Zugspitz Ultratrail. Viel Lauffreude weiterhin!