Interview: Stephi von "Mein Weg zum Halbmarathon trotz Hashimoto und co" zeigt eindrucksvoll, dass es sich lohnt niemals im Leben aufzugeben...

Ihr Lieben! «Ich pfeife auf meine Krankheiten und werde es trotzdem schaffen!». Im neuesten "Unter Uns-Interview" zeigt Hobbyläuferin Stephi von Mein Weg zum Halbmarathon trotz Hashimoto und co eindrucksvoll, dass es sich lohnt niemals im Leben aufzugeben. Und gerade das Laufen kann dabei zu einem enorm wichtigen Bestandteil werden. Viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende!

Stephi lässt sich nicht unterkriegen und hat sich klare Laufziele gesetzt.
Stephi lässt sich nicht unterkriegen und hat sich klare Laufziele gesetzt.

Ideale Gerade: Hi Stephi! Du hattest es in den letzten Jahren nicht gerade einfach. Bei Dir wurde u.a. Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, diagnostiziert. Was bedeutet das für Dich, Deinen Alltag und Deine Familie?

Stephi: Hi Björn! Am meisten haben mich die ständige Müdigkeit, Kraftlosigkeit und Muskelschmerzen eingeschränkt. Jegliche kleinste Tätigkeit wie z.B. das Einkaufen, kleine Spaziergänge oder Toben mit meiner Tochter haben mich vollends erschöpft. Treffen mit Freunden oder Familienfeiern habe ich immer wieder absagen müssen, da es mir zu schlecht ging. 24 Stunden am Tag hätte ich schlafen können, immer wieder brauchte ich Ruhe und Nickerchen. An Vollzeitarbeit war gar nicht zu denken. Mein Freund und meine Familie haben wahnsinnig viel Rücksicht auf mich genommen und mich unterstützt, wo es ihnen nur möglich war. Es war eine sehr schwere Zeit und ein täglicher Kampf. Unser Alltag bestand aus Arztbesuchen und schlechten Nachrichten. Geteiltes Leid ist halbes Leid, das ist unser Motto und ich bin froh, dass alle meine Liebsten hinter mir stehen, auch wenn es für sie auch sehr oft nicht leicht ist. Etwa 20 Kilo hab ich durch die verminderte Stoffwechsellage zugenommen, die ich jedoch dank Medikamenteneinstellung, strikter Ernährungsumstellung und Sport nun wieder los bin. Es war und ist immer wieder ein Kampf, aber ich bin dabei ihn zu gewinnen.

Ein Vergleich, der beeindruckt.
Ein Vergleich, der beeindruckt.

Ideale Gerade: U.a. chronische Pankrearitis und Gastritis, Asthma bronchiale und zuletzt grüner Star. Doch Du bist ein Kämpferherzchen und machst das Beste daraus. Woher kommt diese Motivation?

Stephi: Anfangs war ich nach den vielen Diagnosen niedergeschlagen, doch seitdem ich angefangen habe, die vielen Krankheiten zu akzeptieren geht es mir viel besser. Ich freue mich über jeden Tag an dem es mir gut geht und weiß die guten Stunden mehr zu schätzen als früher. Ich bin dankbar für alles was ich habe. Eine wunderbare Tochter, eine tolle Familie, einen super Freund und alles was man zum Leben braucht. Positiv Denken ist das Zauberwort. Es sind vor allem immer wieder die kleinen Dinge im Leben, die mich jeden Tag motivieren. Toben, lachen, kuscheln mit meiner Tochter und meinem Freund, ein gutes Buch, gute Musik oder bei einem Lauf die Natur genießen zu können.

Ideale Gerade: Du warst dieses Jahr als Zuschauerin beim Rennsteiglauf dabei. Was ist dort passiert?

Stephi: Am 21. Mai gingen mein Stiefpapi und mein Onkel beim Rennsteigmarathon an den Start und ich hatte endlich mal die Gelegenheit zugucken und anfeuern zu können. Die Erfahrungsberichte ihrer vorherigen Marathonerlebnisse habe ich mir immer sehr gerne angehört. Nun war ich live dabei und die tolle Atmosphäre hatte mich sofort mitgerissen. Im Stillen dachte ich mir: Bei so einem Event möchte ich auch gern mal gemeinsam mit den beiden an den Start gehen. Meine Motivation war geweckt und mein Entschluss stand fest: Ich pfeife auf meine Krankheiten und werde es trotzdem schaffen!

Den inneren Schweinehund versucht sie links liegen zu lassen und konzentriert sich eher auf ihre Laufziele.
Den inneren Schweinehund versucht sie links liegen zu lassen und konzentriert sich eher auf ihre Laufziele.

Ideale Gerade: Seit wann läuft Du nun und welche Distanzen absolvierst Du aktuell?

Stephi: Ich laufe seit knapp zwei Monaten. Zwei Tage nach dem Rennsteiglauf habe ich dann voller Motivation das erste Mal meine Laufschühe geschnürt. Um die 3 Kilometer lang waren meine ersten Läufe. Natürlich noch mit Gehpausen, da ich weder Kraft noch Kondition hatte. Das hat sich schnell geändert und ich bin knapp einen Monat später schon meinen ersten Zehner gelaufen. Hach, was war ich stolz. Momentan laufe ich meistens zwischen sieben und elf KM. Die Zeiten sind mir noch relativ egal. Ich freue mich über jeden Kilometer, den ich mit Spaß laufe.

Ideale Gerade: Erfährst Du eine körperliche und seelische Verbesserung durch das Laufen?

Stephi: Oh ja! Ich fühle mich um Welten besser, seelisch und auch körperlich, als noch vor zwei Monaten. Das Laufen gibt mir die Kraft nicht aufzugeben. Es entspannt mich, ich bin ruhiger und ausgeglichener. Beim Laufen schalte ich alles um mich herum aus und fühle mich frei von allen vergangenen, zukünftigen und aktuellen Sorgen. Dabei kann ich alle meine Ängste und Krankheiten vergessen. Körperlich fühle ich mich auch um einiges fitter. Durch die Bewegung hab ich nur noch selten Muskelverspannungen, mein Stoffwechsel hat sich verbessert, mein Gewicht bleibt konstant und ich bin belastbarer geworden. Deutlich merke ich die verbesserte Fitness z.B. daran, dass mir die Treppen in den vierten Stock zu unserer Wohnung auch mit Einkaufstaschen nichts mehr ausmachen. :D

Ideale Gerade: Was machst Du mit dem inneren Schweinhund, wenn er sich mal zeigt?

Stephi: Den lass ich einfach links liegen und raffe mich trotzdem auf. Ich denke dann an die einzigartig guten Gefühle während und nach dem Laufen und dass es mir jedes Mal besser danach ging und ich froh war, trotzdem gelaufen zu sein. Wenn das nicht hilft, denke ich an meine Ziele und dass ich sie unbedingt erreichen möchte. Spätestens dann packt mich der Ehrgeiz und ich stecke in meinen Laufklamotten.

Ideale Gerade: Wie reagiert Dein Umfeld auf Deinen Laufsport?

Stephi: Mein Umfeld reagiert großartig. Mein Freund und meine Tochter motivieren mich immer wieder auch an den Tagen an denen es mir nicht so gut geht oder es nicht so läuft wie ich es mir wünsche. Sie begleiten mich auch oft auf dem Fahrrad und feuern mich unterwegs an. Mein Stiefpapa und mein Onkel versorgen mich mit Tipps und werden mich auch bei meinem ersten offiziellen 10 KM-Lauf im September begleiten. Mit meinem Stiefpapa gehe ich regelmäßig alle zwei Wochen laufen, wenn ich in der Heimat bin. Diese Läufe genieße ich besonders, da er mir wertvolle Tipps während des Laufens gibt. Von Freunden und Bekannten bekomme ich ausnahmslos guten Zuspruch und auch mein Hausarzt lobt mich. Eine bessere Unterstützung kann ich mir persönlich nicht vorstellen.

Ideale Gerade: Einige Laufziele hast Du Dir schon gesetzt. Welche sind das?

Stephi: Mein größtes Ziel ist es irgendwann einen Marathon zu laufen. Am liebsten am Rennsteig, wo für mich alles begann. Meine Zwischenziele sind es, den 10 Kilometer-Lauf im September in einer guten Stunde zu schaffen, im Frühjahr nächsten Jahres den Halbmarathon in Hannover zu meistern und an einem Tough Mudder Event teilzunehmen.

Vielen herzlichen Dank für die Zeit und das Interview, Stephi! Ich wünsche Dir für die Zukunft vor allem Gesundheit und dass Du all Deine Ziele erreichst. Mach so weiter und gib niemals auf! Keep on Running!