Bericht: Mein erster 6-Stundenlauf hat mich als Hobbyläufer weitergebracht...[Werbung]

Holdrio liebe Lauffreunde! Vergangenen Sonntag habe ich zum ersten Mal an einem 6-Stundenlauf teilgenommen. Genauer gesagt am Ottobrunner 6-Stundenlauf ganz in der Nähe von München. Und noch immer bin ich fasziniert. Es war ein emotionaler Lauf mit Hoch- und Tiefphasen. Zudem ganz anders als irgendein Marathon zuvor. Eine neue Erfahrung, die mich als Hobbyläufer weitergebracht hat!

Hier hatte ich bereits über 5 Stunden absolviert.
Hier hatte ich bereits über 5 Stunden absolviert.

Wie kommt man überhaupt auf die Idee, ganze sechs Stunden zu laufen?! In meinem Fall war es einfach… Letztes Jahr bin ich im Internet auf den Ottobrunner 6-Stundenlauf gestoßen. Da ich selbst in Ottobrunn wohne und schon des Öfteren längere Distanzen gelaufen bin, lag es einfach auf der Hand dort mal zu starten. Dabei ging es mir nicht um das Sammeln besonders vieler Kilometer. Ich hatte mir überhaupt kein Kilometerziel gesetzt. Es ging mir „nur“ darum, die sechs Stunden zu laufen. Trotzdem habe ich mich erst relativ spät für die Veranstaltung angemeldet und war froh, dass ich noch einen Startplatz ergattern konnte. Die sind nämlich heiß begehrt, da beim Ottobrunner 6-Stundenlauf die Teilnehmer aus ganz Deutschland kommen und das Starterfeld bewusst klein gehalten wird. Für den guten Zweck wird obendrein gelaufen: Die Veranstalter spenden 10 Cent pro KM jedes einzelnen Teilnehmers. Der Betrag kommt der Uganda-Hilfe für unter anderem Lebensmittel, Saatgut und Schulgeld zu Hilfe. Wer hier also seine sechs Stunden läuft, unterstützt zugleich eine Hilfsaktion. Das finde ich klasse!

In Ottobrunn läuft man auf einem 1.442 Meter-Rundkurs, der durch das Stadion und ein angrenzendes Gebiet auf befestigten Wegen führt. Die Runde ist wahrlich keine allzu spektakuläre Laufstrecke, doch dafür gut überschaubar. Der kurze Rundkurs mit leichter Steigung im Stadion hat außerdem einen Vorteil: Man kommt schnell wieder am großartigen Verpflegungsstand vorbei. Eine solch üppige Auswahl habe ich noch nie zuvor bei einer Laufveranstaltung gesehen: Es gab Weintrauben, Melone, Erdbeeren, Paprika, Brezen, Brote, Kuchen, Gummibärchen, Nudelsuppe, Apfelsaftschorle, Tee, Iso, Wasser, Cola, Bier und vieles mehr. Ich bin sogar eine Runde mit einem Eis in der Hand gelaufen. Ja, mit einem Eis!

Mit dem Holzstab in die letzte Runde!
Mit dem Holzstab in die letzte Runde!

Wer sechs Stunden am Stück zum ersten Mal ausprobiert, sollte unbedingt gemäßigter beginnen, dachte ich mir. So habe ich es von Anfang an langsamer laufen lassen. Auch die Schuhwahl sollte wohl überlegt sein. Nicht jeder Laufschuh eignet sich für einen 6-Stundenlauf. Der 'Freedom ISO' von Saucony funktionierte jedoch grandios. Die komfortable Konstruktion war ein großer Pluspunkt, so dass ich mir nicht eine Blase gelaufen habe. Der Freedom ist nicht umsonst zu meinem Lieblings-Laufschuh geworden. Während ich so meine Runden drehte, gab es immer mal wieder süße Erdbeeren oder Weintrauben. Erst waren es zehn Kilometer, dann 21 Kilometer und auf einmal schon 42 Kilometer. Es rollte im Rundkurs, ich hatte keine größeren Probleme. Doch plötzlich war ich zu schnell unterwegs, was sich bei Kilometer 45 bemerkbar machte. Die Beine wurden schwerer, es ging in dieser Phase wenig. So griff ich zu einem Brezenstück samt Isogetränk, um eine längere Gehpause einzulegen. Anschließend ging es mit angezogener Handbremse weiter. Kurz nach Kilometer 50 – die Durchgangszeit lag bei 4:13:33 Stunden – folgte das größte Tief. Ich blieb in dieser Zeit einfach mal mehrere Minuten stehen, um mich zu sammeln. Mein Kopf war zu dieser Zeit müde. Durch die ausgiebige Pause konnte ich jedoch neue Kraft schöpfen und weitermachen. Apropos Zeit: Auf die 'Garmin Forerunner 630' konnte ich mich stets verlassen. Die leichte GPS-Laufuhr hatte keine Probleme mit dem Rundkurs. Die 'Polar M400' - die ich zum Vergleich ebenso im Einsatz hatte - präsentierte mir dagegen nicht immer verlässliche Pace- und Kilometerangeben.

Als es dann wieder rollte, war nur noch eine Stunde zu absolvieren. Die packst Du jetzt auch noch, dachte ich mir. Ich hatte nach dem letzten großen Tief zwar noch mit weiteren Schwankungen zu kämpfen, konnte aber auf den nächsten Runden das Tempo wieder leicht erhöhen. Ein grandioses Gefühl, wenn einige Runden zuvor kaum etwas ging. Die 'CEP Ultra Light Socks' machten ihren Job außerdem richtig klasse. Die Kompression im Wadenbereich fühlte sich sehr gut an. Durch das dünne Material und die leichte Bauart waren die Socken kaum zu spüren. Die Waden machten nicht zu, Krämpfe hatte ich ebenfalls keine. Mich motivierten in der Phase kurz vor Kilometer 60 zwei Faktoren: Einerseits meine Liebsten, die mich bei herrlichem Wetter – ja, es wurde teilweise richtig warm – vom grünen Rasen aus anfeuerten. Andererseits ein Gespräch mit einer Ultra-Läuferin, die mich nochmal wachrütteln konnte. Der feste Wille, jetzt nochmal Gas zu geben, war wieder da. In solchen Momenten bewegt man sich vom Kopf her in einem außergewöhnlichen Bereich, angetrieben von der inneren Kraft und der Überzeugung vermeintliche Grenzen doch nochmal einzureißen. So lief ich die letzten Runden mit großer Freude vollkommen befreit, um den Holzstab nach 6 Stunden bei 65,438 Kilometer im Stadion fallen zu lassen.

Meine Urkunde und AK-Sieger-Müslischale.
Meine Urkunde und AK-Sieger-Müslischale.

In diesem Moment musste ich fast weinen. Ich ging zu Boden und war einfach nur überglücklich. Ein unbeschreibliches Gefühl voller Zufriedenheit - anders als nach einem Marathon. Hier ging es nicht um irgendeine Zielzeit. Zum ersten Mal habe ich mir bei einer Laufveranstaltung auch mal Auszeiten gegönnt und bin einfach stehen geblieben. Es war ein Lauf ohne Druck, dafür mit viel Freude. Ein Lauf für die Seele, für das Wohlbefinden, fürs eigene Herz. Kurze Zeit später fanden sich alle Teilnehmer wieder im Stadion ein. Es gab direkt Bier und viele interessante Gespräche. Bei der anschließenden Siegerehrung wurde jedem Läufer die Urkunde persönlich überreicht. Als AK-Sieger durfte ich sogar eine ganz besondere Müslischale in Empfang nehmen. Mein erster 6-Stundenlauf war also tatsächlich geschafft! Es war ein ganz besonderer Lauf in Ottobrunn - eine liebevolle Veranstaltung mit einmaliger Atmosphäre.