Interview: Florian Neuschwander spricht über den Wings for Life World Run und gibt Laufeinsteigern hilfreiche Tipps...

Schon länger wollte ich ihm ein paar Fragen stellen. Jetzt hat es tatsächlich geklappt! Beim Presserun für den Wings for Life World Run hatte ich die Gelegenheit mit Florian Neuschwander zu plaudern. Der sympathische Ultrarunner hatte den WfLWR 2015 und 2016 in Deutschland gewonnen. Im "Unter Uns-Interview" spricht Flow über den Wings for Life World Run und gibt Laufeinsteigern hilfreiche Tipps.

Florian Neuschwander im "Unter Uns-Interview".
Florian Neuschwander im "Unter Uns-Interview".

Ideale Gerade: Nicht mehr lange hin! Der Wings for Life World Run findet am 7. Mai bei uns in München statt. Was macht diesen Lauf für Dich persönlich so besonders?

Flow: Es ist immer was Neues! In Darmstadt zum Beispiel - beim ersten Mal - bin ich 75 km gerannt und hatte schon ab 50 km Krämpfe. Da hatte es auch geregnet. In München wars dagegen heiß, da waren es nur 63 km. Dieses Jahr ist es in Mailand (Anmerkung: dort wird Flow starten) nochmal eine ganz andere Situation mit drei ganz starken Konkurrenten, die stärker einzuschätzen sind als ich im Moment. Es wird spannend, was passiert. Keine Ahnung, wie weit es möglich sein wird, da mitzulaufen. Jedes Rennen ist einfach anders und nicht immer gleich. Klar, alle Läufer starten weltweit gleich. Das Ziel kommt quasi von hinten angeschossen in Form des Catcher Cars. Man weiß nicht genau, wann es so weit ist. Das ist eine spannende Geschichte. Und es geht an Wings for Life für einen guten Zweck, der Rückenmarksforschung.

Flow beim Wings for Life World Run 2016. Bildquelle WfLWR / Red Bull
Flow beim Wings for Life World Run 2016. Bildquelle WfLWR / Red Bull

Ideale Gerade: Ich bin selbst letztes Jahr mitgelaufen... Angenommen dieses Jahr ist es in Mailand so heiß wie letztes Jahr in München, was würdest Du anders machen?

Flow: Das ist schwierig! Ich würde aber wohl deutlich langsamer anlaufen. Letztes Jahr war ich - glaube ich - bis Kilometer 20 deutlich schneller von der Pace her. Ich würde sicherlich 10 Sekunden pro Kilometer langsamer anlaufen. Und es einfach etwas entspannter angehen. Lieber auf nur 70 Kilometer anrennen anstatt auf eine neue Bestweite. Viel, viel trinken auf jeden Fall. Zu viel aber auch nicht, sonst muss man die ganze Zeit pinkeln. Außerdem ordentlich verpflegen und immer mal wieder abkühlen. Eine Mütze tragen, Sonnenbrille ebenso - also den Kopf schützen. Ganz klar langsamer, die Leistung ist bei Hitze natürlich deutlich geringer als sonst. Du hast dann schon 10 Prozent oder teilweise mehr Einbuße.

Ideale Gerade: Jeder hat da so sein Ritual: Was isst Du generell vor solchen Extremläufen?

Flow: Brötchen mit Nutella! Da weiß ich, dass ich das vertrage. Also auch mal fünf Scheiben Toast mit Nutella, dazu einen doppelten Espresso und vielleicht noch ein Wasser. Das wars dann eigentlich schon.

Geschafft! Flow nach dem WfLWR in München 2016. Bildquelle: WfLWR / Red Bull
Geschafft! Flow nach dem WfLWR in München 2016. Bildquelle: WfLWR / Red Bull

Ideale Gerade: Einige Leser auf meinem Blog haben erst kürzlich mit dem Laufen angefangen. Hast Du für Laufneulinge ein paar gute Tipps auf Lager?

Flow: Als alter Schuhverkäufer würde ich sagen, dass der richtige Schuh das Allerwichtigste ist. Ich würde da zum Laufspezialisten vor Ort gehen und nicht online kaufen. Also richtig checken lassen: Wie laufe ich überhaupt? Laufe ich richtig oder falsch? Am besten eine Laufanalyse machen und sich den richtigen Schuh verpassen lassen. Klamotten und alles andere kann man sich nach und nach kaufen. Im Internet kursiert alles Mögliche. Doch das Wichtigste ist zu Experten, also zu Leuten die Ahnung haben, zu gehen.

Mit Gruppe trainieren: Klar, aller Anfang ist schwer. Doch gibt es genug Laufcommunities, denen man sich zu Beginn anschließen kann. In der Gruppe zu trainieren lohnt sich, um motiviert zu bleiben.

Nicht zu schnell anfangen: Das Ganze wirklich erstmal entspannt angehen und locker anfangen. Wer zu schnell anfängt, kommt nicht so weit. Von daher erstmal entspannt starten.

Alternativtraining: Mache ich persönlich eher weniger. Doch am Anfang nicht zu viel rennen und vielleicht nur zwei, drei Einheiten pro Woche. Und das Ganze, wenn man Lust hat, mal zwischendrin durch alternative Einheiten - wie Schwimmen und Radfahren - ergänzen, damit die Belastung nicht zu hoch ist.

Spaßwettkampf: Nach sechs, sieben, acht Wochen Training durchaus mal einen Wettkampf zum Spaß einbauen, um die Form zu überprüfen. Wenn man als Einsteiger einen 5 Kilometer-Lauf einfach mal zum Test macht - den packt dann eigentlich jeder - sieht man schnell, wie der eigene Standpunkt so ist. Das Ergebnis lässt sich dann auf andere Distanzen wie etwa 10 Kilometer etc. hochrechen.

Und los! Der Start beim WfLWR 2016. Bildquelle: WfLWR / Red Bull
Und los! Der Start beim WfLWR 2016. Bildquelle: WfLWR / Red Bull

Wer noch nichts über den 'Wings for Life World Run' gehört haben sollte: Beim WfLWR handelt es sich um einen besonderen Charity-Lauf, um Querschnittlähmung heilbar zu machen. Das Schöne an diesem Lauf ist, dass wirklich jeder – vom Amateur bis zum Profi – ob im Rollstuhl oder laufend teilnehmen kann. Wie lange jeder Einzelne dann auf der Strecke bleibt, hängt vom Prinzip des Catcher Cars ab. Sobald dieses den Läufer eingeholt hat, ist für diesen das Ziel erreicht und der Lauf zu Ende. Viele weitere Informationen zum 'Wings for Life World Run' finden sich unter: http://www.wingsforlifeworldrun.com

An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei Flow Neuschwander & der WfLWR-Pressestelle bedanken.