Nebenbei: Viele reden vom Laufen und jubeln es in den Himmel. Aber steckt dahinter nicht viel mehr? Zum Beispiel Verzicht und Strapazen?

Hi Lauffreunde! Laufen ist Freiheit, Laufen ist Glück, Laufen ist so wundervoll. Doch ist das wirklich immer so? Viele reden vom Laufen und jubeln es in den Himmel. Aber steckt dahinter nicht viel mehr? Zum Beispiel Verzicht und Strapazen? Ideale-Gerade-Läuferin Sina hat sich in einem Artikel mit diesem Thema auseinandergesetzt. Wichtig sind uns auch Eure Meinungen. Unter allen Kommentaren - ob auf Facebook, Instagram oder hier - verlosen wir ein paar kleine Überraschungen. Es lohnt sich mitzumachen!

Laufliebe hin oder her, Verzicht und Strapazen gehören dazu.
Laufliebe hin oder her, Verzicht und Strapazen gehören dazu.

Ich habe letztens die 1.000 Kilometermarke in diesem Jahr geknackt. Genau, 1.000 Kilometer! Was für eine Strecke! Meine App sagte mir, ich hätte dafür circa 110 Stunden gebraucht. 110 Stunden! Das sind fast fünf Tage. Das bringt mich tatsächlich zum Nachdenken. Nicht nur, dass ich genau diese Zeit anders hätte nutzen können. Nein, es ist ja viel drum rum auch auf der Strecke geblieben. Die Zeit bis man sich anzieht, danach kurz rumsitzt und bis man dann geduscht hat. Da kommt durchaus einiges zusammen.

Nach einem Longrun ist Sina zu nichts mehr zu gebrauchen.
Nach einem Longrun ist Sina zu nichts mehr zu gebrauchen.

Wenn ich so recht darüber nachdenke, dann hat das Laufen doch nicht nur positive Seiten. Man verzichtet auf ganz schön viel. Für diese 110 Stunden habe ich auf Freunde verzichtet, auf meinen Freund. Ich bin früher von Partys heimgegangen. Ich bin früh ins Bett geschlüpft, weil ich am nächsten Tag fit sein wollte. Warum? Genau! Fürs Laufen. Ich habe Verabredungen abgesagt, um mein Halbmarathon-Training konsequent einhalten zu können. Nach einem Longrun am Sonntag bin ich zu nichts mehr zu gebrauchen. Da ich am liebsten erst gegen Abend laufe, ist meine restliche Abendplanung recht überschaubar. Vor wichtigen Wettkämpfen passe ich meine Ernährung an. Und dann denkt nur an das viele, viele Geld, welches man ausgibt - für neue Wettkämpfe, tolle Uhren mit Pulsmessung oder schöne Laufklamotten!

Und dann gibt es da noch die Tage nach den Wettkämpfen, wenn einem jeder Schritt weh tut. Noch nie war’s für mich schmerzhafter sich aufs Klo zu setzen oder Treppen zu steigen. Aber nicht nur nach einem Wettkampf kann einem sowas passieren. Manchmal sind die Beine einfach so schwer, es tut was weh oder man hat Blasen an den Füßen. Sowas kann im Alltag wirklich ganz schön auf die Stimmung drücken. Klingt alles ganz schön negativ, oder? Man fragt sich dann, warum tue ich mir das Laufen eigentlich an?

Das Laufen bringt Freude, kann aber trotzdem auf die Stimmung drücken.
Das Laufen bringt Freude, kann aber trotzdem auf die Stimmung drücken.

Wie ist das denn nun? Am Ende ist das Laufen für uns wohl doch viel mehr als nur einfach laufen. Es ist eine Frage der persönlichen Priorisierung und Einstellung. Wir lieben das Laufen ganz offensichtlich und deswegen nehmen wir auch all diese Strapazen und den Verzicht auf uns. Denn irgendwie gibt uns das Laufen offenbar viel mehr als es uns abverlangt. Oder wie seht Ihr das? Ganz liebe Grüße, Eure Sina!

P.S.: Lieber Tommi und liebe Freunde!
Das Laufen bedeutet mir mittlerweile unheimlich viel. An dieser Stelle möchte ich mich daher für eure Unterstützung und euer Verständnis bedanken. Ihr seid großartig!

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Kommentare: 18
  • #1

    running_caro (Mittwoch, 21 Juni 2017 18:28)

    Ich sehe es bissel so wie Sina. Viele Außenstehende begreifen meist die Motivation dafür nicht. Ich nehm die Strapazen aber echt gerne auf mich, was mich glücklicher als ohne macht. Vielleicht gehts sogar Richtung Hassliebe. :)

  • #2

    Romy (Mittwoch, 21 Juni 2017 18:34)

    Für mich gehört Laufen einfach zum Leben und zu meinem Alltag. Ich bin dadurch viel fitter, vor allem auch im Kopf! Ohne Laufen fehlt mir und meimeinem Körper etwas. Oft laufe ich auch, um den Kopf frei zu bekommen, z. B. nach einem stressigen Arbeitstag. Für alle diese Vorteile lohnt es sich schon, ab und zu mal auf anderes zu verzichten! Und ganz ehrlich: Das Gefühl, wenn man über die Ziellinie läuft, ist halt einfach unbeschreiblich :-)

  • #3

    Nina (Mittwoch, 21 Juni 2017 19:53)

    Mir geht es genauso. Aber wie heißt es so schön der SCHMERZ geht, der STOLZ bleibt.

  • #4

    Chriz (Mittwoch, 21 Juni 2017 20:08)

    Laufen ist für mich auch mentaler Sport. In einer Welt, in der alles jederzeit im Überfluss vorhanden ist, kann der bewusste Verzicht ein ungewohnter Luxus werden.

  • #5

    Eva (Mittwoch, 21 Juni 2017 22:08)

    Ich glaube genau das macht es doch aus. Wir verzichten nicht wir setzen Prioritäten. Und wir lieben die Strapazen, etwas zu leisten, uns selbst herauszufordern, jedem Wetter zu trotzen, dem Körper schlussendlich doch etwas Gutes zu tun und die unendliche Freude dann doch eines seiner Ziele zu erreichen! Egal was es uns kostet! Weil wir einfach starke und ehrgeizige Menschen sind :-)

  • #6

    Ilse Wolff (Mittwoch, 21 Juni 2017 22:27)

    Laufen ist einfach Leben. Dann fühle ich mich. Ich bin bei mir, lasse meinen Gedanken freien Lauf. Danach bin ich ruhiger und ausgeglichen, manchmal aber auch positiv aufgedreht, weil ich mehr geschafft habe als ich selbst von mir erwartet habe. So oder so, dass laufen ist das was mich ausmacht. Ich finde zu mir selbst. Wenn ich mit Freunden laufe, ist das Gemeinschaft, die sich meist zur Freunschaft entwickelt. Man vertraut sich. Außer beim Laufevent könnte ich nicht mit Menschen,die ich nicht mag , zusammen entspannt laufen, dazu braucht es Vertrauen. Denn gemeinsames laufen ist für mich Austausch von Gedanken. Und Spaß möchte ich mit meinem Lauffreunden dabei haben

  • #7

    Nic Ha (Mittwoch, 21 Juni 2017 22:36)

    In erster Linie laufe ich gerne... Verbringe eine gute Zeit mit mir, in der Natur oder mit Freunden.
    Mein letztes Marathontrainig hat mich jedoch mal wieder zeitlich gefordert. Da wird ein "wollen" auch mal zum "müssen". Das schöne ist, egal wie müde man vorher war, wie sehr die Beine hinterher brennen und wie einen die Intervalle an die Grenzen getrieben haben, ich habe noch nie einen Kilometer bereut... Hinterher fühlt Frau sich immer belohnt!

  • #8

    Karina (Donnerstag, 22 Juni 2017 01:12)

    Es ist schon so, dass das Laufen inzwischen einen großen Stellenwert einnimmt, aber es gibt mir so viel! Und meine Freunde wären nicht meine Freunde, wenn sie dafür nicht Verständnis aufbrächten. Allerdings frage ich mich bei 30 Grad während eines (offiziellen) Laufes schon manchmal, warum ich mir das antue. Die Frage beantwortet sich aber im Ziel. Und bei einer gemütlichen Runde durch den Park am Abend stellt sich die Frage gar nicht. Ich möchte jedenfalls nicht mehr darauf verzichten!

  • #9

    Jenni (Donnerstag, 22 Juni 2017 05:58)

    Ich muss sagen, dass ich das Laufen bislang so gut integriert bekomme, das mir höchstens weniger Zeit morgens im Bett bleibt �

  • #10

    Frank (Donnerstag, 22 Juni 2017 09:37)

    Spannendes Thema, das Ganze mal von der anderen Seite zu betrachten. Vielen Dank für diesen sehr gelungenen Beitrag! Ganz am Ende gibt mir das Laufen aber auch mehr als es mir abverlangt. Deshalb mache ich mir erstaunlich wenig Gedanken darüber, welche Strapazen der Sport mit sich bringt. Ich laufe einfach und das ist gut so. :-)

  • #11

    simone70 (Donnerstag, 22 Juni 2017 09:49)

    Hallo
    Klar muss man sich im übrigen Leben einschränken, muss man das aber nicht bei jedem Hobby? Mir gibt Laufen viel an Freiheit und Ausgeglichenheit zurück,da ich schon mal acht Stunden am Tag am Schreibtisch in meinem Büro sitze.

  • #12

    Dominic Freiburger (Donnerstag, 22 Juni 2017 12:15)

    Das stimmt wohl so genau auch auf mich, ich verzichte auch auf recht viel - auch wenn man das persönlich nicht so sieht. Aber, laufen gibt mir alles zurück was ich neben Stress und Belastung brauche - Natur und Entspannung.
    Zugegeben, meine Freundin kommt gelegentlich dabei zu kurz, das ist das einzige was ich ändern sollte.

  • #13

    Mirja (Donnerstag, 22 Juni 2017 12:21)

    Ich habe selten das Gefühl, auf etwas zu verzichten, auch wenn ich in der Wettkampfvorbereitung sechs Mal pro Woche trainiere und z.B. keinen Alkohol trinke. Es ist ja eine bewusste Entscheidung, die ich täglich auf's Neue treffe. Ausnahmen sind bei mir dadurch jederzeit erlaubt. Wenn mein Kopf den geselligen Abend mit Freunden dem Laufen wirklich vorzieht, dann kriegt er ihn. Und am nächsten Tag geht es mental gestärkt weiter. Das macht auch die Beine locker. :-)
    Sicherlich hatte ich bisher auch viel Glück oder einen guten, sich langsam aufbauenden Trainingsplan, sodass mir Blasen an den Füßen und allzu schmerzende Oberschenkel erspart geblieben sind.

  • #14

    Jenny (Donnerstag, 22 Juni 2017 16:07)

    Für mich ist Laufen auch mehr als nur Laufen. Es hilft mir, im Kampf gegen Depressionen und Ängste, es ist ein bewusstes Zeit nehmen für MICH und MEINE Bedürfnisse. Durch das Laufen habe ich sogar neue Freunde gefunden, mit denen ich beim Training und auch so in der Freizeit Zeit verbringe. Für mich ist es auch keine verlorene Zeit, vor allem wenn es mir danach besser geht und ich gestärkt an andere Aufgaben gehen kann.

  • #15

    Sabrina (Donnerstag, 22 Juni 2017 18:50)

    Liebe Sina, dein Beitrag hat mir gut gefallen, vielen Dank dafür � Laufen ist natürlich nicht nur Freude und Juhu, sondern teilweise auch ein "echtes Brett", wenn man ein umfangreiches Training in den Alltag integrieren muss/möchte. Morgen beginnt z.B. mein Trainingsplan für den doppelten Marathon in Berlin� Ich persönlich freue mich da ohne Ende drauf. Das heißt aber auf der anderen Seite, dass sich dadurch wieder einige Einschnitte im privaten Bereich ergeben. Dann kommen Fragen wie:"Warum tust du dir denn so was an?" Wahlweise vorwurfsvoll oder von Unverständnis geprägt. "Weil es MIR wichtig ist und MIR sehr viel bedeutet." Ganz einfach! Schön ist, dass mich Famile, Partner und die wahren Freunde, IMMER und zu jeder Zeit unterstützen� Und dann werden die langen Läufe, bei denen es nicht rund läuft, man unterzuckert und duselig neben dem Fahrrad des besten Freundes liegt, auch zum "gewissen Erlebnis" (ich hoffe, alle verstehen, was ich meine...). Und das Allerbeste ist, dass ich durch das Laufen unendlich viele tolle gleichgesinnte Menschen kennen gelernt habe, die ich nicht mehr missen möchte �

  • #16

    Sina (Freitag, 23 Juni 2017 12:19)

    Vielen Dank für das zahlreiche und tolle Feedback zu meinem Artikel! :)
    @running_caro: Eine Hassliebe? So hab ich das noch garnicht betrachtet :D Ein netter Ansatz, darüber muss ich mir mal Gedanken machen.
    @Romy: Da hast du Recht, dass Gefühl beim Zieleinlauf entschädigt für alles!
    @Nina: Nicht nur der Stolz, sondern auch meistens eine nette Urkunde und eine Medaille
    @Chriz: Aber nur weil der Verzicht es mit sich bringt, dass man sich auf sich selbst konzentrieren kann.
    @Jenni: Du bist ein Frühläufer? Meinen Respekt. In der Früh geht bei mir garnichts. Meine Zeit ist eher so Abends.
    @Frank: Danke für die netten Worte! Ich sehe das wie du, wollte die andere Seite der Medaille aber trotzdem einfach mal beleuchten :)
    @simone70: Wenn man vie sitzt, kann einem das Laufen schon wirklich viel zurück geben. Ich sitze auch viel in meinem Beruf und bin froh, wenn ich mich beim Laufen auspowern kann!
    @Dominic Freiburger: Mein Freund kommt auch viel zu kurz, jetzt wo es so warm ist begleitet er mich aber auf meinen langen Läufen gerne auf dem Radl.
    @Mirja: Du hast Recht, man entscheidet sich bewusst für so etwas :)

    @Nic Ha: Das Beste: Man kann sich selbst das Gefühl der Belohnung erarbeiten, man muss nur die Schuhe schnüren und los gehts!
    @Karina: Es entsteht schon so eine kleine Laufsucht, wenn man sich darauf einlässt :)
    @Eva:Gute gesprochen!
    @Ilse Wolff: Ich war letztes Mal auch mit einer netten Läuferin unterwegs. Du hast Recht: Fürs laufen muss man vertrauen können, durch den Kopf jagen so viele Gedanken wenn man läuft. Und es ist viel Wert diese Gedanken dann auch teilen zu können :)
    @Jenny: das ist der Vorteil am Laufen: Man kann es allein tun oder zusammen mit Freunden :)
    @Sabrina: Vielen Dank für deine Worte, ich kann mich sehr gut in deine Situation hineinversetzen! Ich trainiere auch sehr viel, da ist nicht immer von allen Seiten Verständnis da. Für deinen Marathon wünsche ich dir viel Erfolg und Durchhaltevermögen :)

    Danke an alle für eure Worte! Ich wünsche euch ein schönes Wochenende,
    Sina

  • #17

    markus (Sonntag, 25 Juni 2017 09:19)

    fragen wie diese hatte ich anfangs auch manchmal. neun jahre nach dem ende meiner coach-potatoe-karriere sage ich: laufen kann einem nicht vorgegaukelte emotionen, eindrücke, erlebnisse, tiefs und auf andere weise nicht erlebbare hochs bescheren. das ist echt... nicht kaufbar, nicht erschleich- oder erschleimbar... und damit argument genug für geopferte zeit (stehe heuer bei 1700km/140std), etwas disziplinierung und etwas verzicht ;-)
    ein lauf im regen? bei klirrender kälte? bei sturm? bei hitze? ein langer lauf, der mich auslaugt? intervall-training? auch mal training verschlafen in der früh? cool, ich lebe also, genieße es und bin dankbar dafür.

    aber: es ist hobby, es soll hobby bleiben. kein muss. kein hamsterrad. was brauche ich wirklich? welche ausrüstung, welche strecken, welche distanzen, welches tempo...? ich laufe heute ohne pulsmessung, mit minimal ballast (weg mit handy, klirrendem schlüsselbund, verpflegung jeder art selbst bei langen marathon-trainingsläufen...), mit minimal besohlten (barfuß)schuhen, mit denen man asphalt, schotter, waldweg, wiese wieder spürt und sich daran erfreut, die leichtigkeit vermitteln und das verletzungsrisiko nach der eingewöhnung minimieren. vorm schnellen stadtmarathon training nach plan, manchmal auch mit muss ;-) das ganze andere jahr über aber nur nach gefühl und nur auf strecken, die ich mag, und nur bei wettkämpfen, die ich mag und auf die ich mich freuen kann (bin so beim bergmarathon gelandet, was vor vier, fünf jahren unvorstellbar gewesen wäre...). und mag ich einmal biken, schwimmen, wandern, tv glotzen, nichtstun... statt zu laufen, dann mache ich eben - bevorzugt mit partnerin - mal das und die läuferwelt geht auch nicht unter ;-)

  • #18

    Björn (Montag, 26 Juni 2017 21:38)

    Hi zusammen. Nochmals vielen Dank für Euer Feedback auf allen Kanälen. Vielen Dank auch nochmal an Sina für ihren Beitrag. Jeweils ein kleines Überraschungspaket geht an: Brigitte (Facebook) und jackys-running (Instagram). Ich schicke Euch beiden gleich eine Nachricht zu. Sportliche Grüße!