Interview: Marathonläuferin Natascha spricht über das Laufen in Wien, ihre Lieblingsdistanz und warum der Laufsport für sie der ideale Ausgleich ist...

Hi Lauffreunde! «Den Spaß würde ich verlieren, wenn ich auf Dauer nur noch im Wohlfühlmodus laufen könnte. Ich brauche die Abwechslung. Harte Einheiten sind das Salz in der Läufersuppe», sagt Marathonläuferin Natascha. Sie hat durch das Laufen die ideale Sportart gefunden, um ihre Batterien voll aufzuladen. Im neuen "Unter Uns-Interview" spricht sie über das Laufen in Wien, ihre Lieblingsdistanz und warum der Laufsport für sie der ideale Ausgleich zum Alltag ist. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

Natascha braucht Vorgaben und vor allem Herausforderungen. Bildquelle: Asics
Natascha braucht Vorgaben und vor allem Herausforderungen. Bildquelle: Asics

Ideale Gerade: Hi Natascha! Du kommst aus Wien. Wie läuft es sich bei Euch?

Natascha: Obwohl Wien eine Millionenstadt ist, fühlt man sich beim Laufen fast wie in einem Dorf. Früher oder später kennt man sich in der Szene und läuft sich regelmäßig über den Weg.

Ideale Gerade: Würdest Du sagen, dass Wien eine richtige Läuferstadt ist?

Natascha: Definitiv ja. Ich glaube es ist schwer das Wiener Angebot in einer anderen Stadt zu toppen. Da gibt es zum einen kilometerlange, flache und vor allem autofreie Strecken am Donaukanal, auf der Donauinsel und im Prater, zum anderen bietet die Stadt mit ihren Hausbergen ringsum Abwechslung, wie man sie in einer Stadt nicht vermuten würde.

Hier sehen wir ihre Stammstrecke. Bildquelle: Natascha
Hier sehen wir ihre Stammstrecke. Bildquelle: Natascha

Ideale Gerade: Hast Du eine Lieblingsstrecke? Falls ja, wo bist Du unterwegs?

Natascha: Ich laufe am liebsten auf Asphalt und daher liebe ich meine Stammstrecke am Donaukanal, wenn es länger wird, am liebsten über die Donauinsel in den Prater mit Zielpunkt Riesenrad.

Ideale Gerade: Seit wann läufst Du und wie bist Du dazu gekommen?

Natascha: Ich laufe erst seit knapp drei Jahren regelmäßig. Davor zwar immer wieder mal, aber wirklich nur sehr sporadisch und mit langen, mehrmonatigen Pausen. Einziger Fixpunkt war jedes Jahr der Frauenlauf im Wiener Prater. Trainiert dafür habe ich eigentlich nie, es war immer nur just for fun. Die Leidenschaft gepackt hat mich dann erst, als ich mir mein erstes Ziel gesteckt habe – den Halbmarathon unter zwei Stunden zu schaffen. Weil ich gar nicht wusste, wie ich das angehen soll (meinen ersten war ich in 2:23 gelaufen), trainierte ich von da an mit Plan und siehe da: Nach fünf Monaten hatte ich die Sub 2 stehen. Dieser Erfolg beflügelte mich so sehr, dass es von da an immer besser lief. Mich packte der Ehrgeiz - Ziel um Ziel wurde gesteckt. Ein halbes Jahr später finishte ich meinen ersten Marathon in Sub 4.

Der Athen Marathon. Für sie ein ganz besonderes Erlebnis. Bildquelle: Natascha
Der Athen Marathon. Für sie ein ganz besonderes Erlebnis. Bildquelle: Natascha

Ideale Gerade: Du absolvierst alles bis Marathon. Welche Distanz ist Deine liebste und warum?

Natascha: Meine liebste Distanz ist der Marathon, weil ich da meine Stärke sehe. Ich habe bei einem Marathon noch nie solche Höllenqualen gelitten, wie bei einem 10 km-Wettbewerb. Jeder hat seine Stärken woanders und ich sehe meine auf Distanzen ab Halbmarathon.

Ideale Gerade: Was gibt Dir das Laufen in seelischer wie körperlicher Hinsicht?

Natascha: „Ich liebe es, und ich brauche es. Wenn ich müde bin, überarbeitet oder schlecht gelaunt, renne ich los, und mit jedem Schritt fühle ich mich besser, und die Welt wird wieder rosiger. Dann fallen mir Ideen ein, ich fühle mich frei, meine Batterien laden sich wieder auf. Nach einem Marathon hatte ich immer das Gefühl, Bäume ausreißen zu können." So hat es Kathrine Switzer kürzlich in einem Interview formuliert. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Seelisch und körperlich ist es ein Ausgleich zum Alltag. Manchmal fallen mir Ideen für Geschichten ein (ich bin Journalistin), oft ganze Bausteine für eine Story, die an dem Tag gerade ansteht. Wenn ich mich dann an den Computer setze, brauche ich sie nur noch runterzutippen. An anderen Tagen will ich einfach den Schalter umdrehen, Kopf aus, abschalten. Und da ich doch sehr viel vor dem Computer sitze, ist es auch körperlich der perfekte Ausgleich. Ich habe endlich eine Sportart gefunden, die mir Spaß macht und bei der ich meine Batterien voll aufladen kann.

Hier die Wiener Hausberge. Bildquelle: Natascha
Hier die Wiener Hausberge. Bildquelle: Natascha

Ideale Gerade: Wie trainierst Du im Hochsommer? Frühs, mittags, abends oder gar nachts?

Natascha: Egal zu welcher Jahreszeit, ich laufe immer frühmorgens, so gegen 6 Uhr geht’s meist los. Unter der Woche sowieso und wenn es sehr heiß ist, auch am Wochenende. Da heißt es halt dann trotzdem aufstehen. Dafür wird man mit einer noch schlafenden Stadt belohnt, hat noch viel vom Tag und das Frühstück schmeckt danach sowieso am besten. :-)

Ideale Gerade: Du willst besser und schneller werden, ohne jedoch den Spaß zu verlieren. Ist das nicht auch eine Gratwanderung?

Natascha: Hm, Gratwanderung? Nein, denn das eine schließt ja das andere nicht aus. Den Spaß würde ich verlieren, wenn ich auf Dauer nur noch im Wohlfühlmodus laufen könnte. Ich brauche die Abwechslung. Harte Einheiten sind das Salz in der Läufersuppe. Ohne die schmeckt es mir nicht. Im ersten Halbjahr konnte ich fast nur easy laufen. Auf Dauer wäre mir das zu langweilig. Und ich bin voll der Plan-Typ. Ich brauche Vorgaben und vor allem Herausforderungen. Ich liebe die Challenge mit mir selbst.

Hat den Mann mit dem Hammer noch nicht kennengelernt. Bildquelle: Natascha
Hat den Mann mit dem Hammer noch nicht kennengelernt. Bildquelle: Natascha

Ideale Gerade: Dein Saisonhöhepunkt ist der Amsterdam Marathon im Oktober. Was erwartest Du Dir von diesem Lauf?

Natascha: Nach einem gesundheitlichen Tief im ersten Halbjahr ist meine Erwartung bzw. mein Ziel gesund ins Ziel zu kommen und den Lauf genießen zu können. Natürlich werde ich eine Zeit im Hinterkopf haben, aber die Gesundheit steht an erster Stelle. Und der Spaß. Ja, Marathon kann Spaß machen. Wie schon erwähnt, sind für mich die kürzeren Läufe die härtesten. Bei Marathons, die ich auf Zeit gelaufen bin (außer Athen), hatte ich bisher immer einen Negativsplit. Das wäre ein Ziel – es mir weiterhin so gut einteilen zu können, dass ich den Mann mit dem Hammer nie kennenlerne. Bisher hat er mich verschont. Hoffe, das bleibt so. Sollte der Spaß einmal verloren gehen, wäre es für mich an der Zeit aufzuhören.

Wer möchte, kann Natascha auch auf Instagram folgen: https://www.instagram.com/viennarunna

Vielen herzlichen Dank für das überaus interessante Interview, Natascha! Weiterhin alles Gute und vor allem viel Spaß beim Laufen. Und natürlich eine gelungene Vorbereitung für den Amsterdam Marathon.