Von der Idee bis zum Zieleinlauf: Sina's erster Marathon - eine emotionale Reise...

Hallo zusammen! Vor zwei Jahren bin ich in München die 10 km gelaufen. Der absolute Wahnsinn, sage ich euch. Das Einlaufen ins Olympiastadion war wirklich sehenswert! München hatte mich infiziert. Letztes Jahr bin ich dann den Halbmarathon gelaufen. Der Einlauf war wieder sehenswert, er entschädigt einfach für alles! Kurz darauf habe ich in einem Anflug von absolutem Wahnsinn beschlossen 2017 den Marathon in München zu laufen. Und dass ich keine kalten Füße bekommen konnte, habe ich mich natürlich gleich angemeldet und es allen erzählt. Alle versprachen, sie würden natürlich kommen, um mich an der Strecke anzufeuern! So war es also beschlossene Sache - ich würde 2017 also meinen ersten Marathon laufen...

Bildquelle: Chris / Marathon-photos.com
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Aber zu der Zeit war es noch ewig hin. Es war richtig unrealistisch. Ich habe mir zu gegebener Zeit einen Trainingsplan rausgesucht und ihn ein bisschen angepasst nach den wertvollen Tipps von Björn (www.ideale-gerade.de). Ich habe ihm gefühlt tausend Fragen gestellt und er stand mir immer mit Rat und Tat zur Seite. Zeitweise habe ich schon darauf gewartet, dass er mir eine Beratungsrechnung schreibt. Aber so hatte ich zumindest das Gefühl theoretisch gut vorbereitet zu sein. Am 17. Juli war es dann soweit. Der Trainingsplan für den München Marathon startete. Aber zu dem Zeitpunkt war der Lauf noch ewig weit weg. Ich machte meine Einheiten, ließ nichts aus. Es war mir wichtig, mich richtig darauf vorzubereiten. Ich wollte dieses große mysteriöse "M" nicht unterschätzen. Ich plante alles um das Laufen und Einheiten herum. Das war meine große Priorität. Nervosität machte sich Gott sei Dank noch nicht breit.

Je näher der Marathon kam, desto nervöser wurde ich. Aber ich merkte auch, wie mich der Plan an meine Grenzen brachte, ich schlief so viel wie noch nie! Gegen Ende wurden meine Beine immer schwerer und müder. Gefühlt war ich nie ganz fit. Mein Tiefpunkt kam, als ich beim letzten Longrun so richtig den Boden küsste, ich musste eine (die einzige!) Trainingseinheit ausfallen lassen. Ich zitterte diese drei Tage ganz schön, hatte Angst, dass mein Knie mehr Schaden davon getragen hatte und ich vielleicht nicht laufen konnte - so kurz vorm Ziel! Dann kam der Lauf nach dem Sturz - das Knie hielt! Ich weinte Freudentränen, weil ich so froh war, dass das Training bis jetzt nicht umsonst war.

Bildquelle: Chris / Marathon-photos.com
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Dann kam mein nächstes Problem, es traf mich wie ein Hammerschlag. Irgendwie schwirrte die Zeit "4:30" immer wieder durch meinen Kopf. Ich konnte sie einfach nicht abschütteln. Diese Zielzeit hatte sich festgesetzt ohne zu fragen. Das machte mich fertig. Ich setzte mich selbst so unter Druck! Ich wusste ja nicht ob das realistisch war. Mein Plan war halt immer gewesen, mich an den 4:30-Pacemaker zu hängen, um nicht zu schnell loszulaufen, sollte das nicht klappen, habe ich immer gesagt, dann bin ich langsamer. Einfacher gesagt als getan. Mein Ego machte mir das Leben schwer. Das merkten meine Freunde. Sie haben mir natürlich ordentlich den Kopf gewaschen. Und das half.

Der Knoten platzte als ich von einer Dienstreise heimfuhr. Ich saß im Auto und dachte darüber nach, was sie mir alles gesagt hatten. Da platzte es aus mir raus: „Ich werde mir doch von ein paar Zahlen nicht meinen ersten Marathon verderben lassen. Ich werde das tun, was ich liebe - ich werde einfach laufen. Und ich werde den Lauf einfach genießen!“ Typisch Frau, natürlich musste ich dann erst mal weinen. Aber ab diesem Moment war es besser so. Ich war richtig entspannt und freute mich riesig darauf, mich für 12 Wochen hartes Training zu belohnen.

So vergingen die letzten Wochen vor dem Marathon ruhig. Ich achtete darauf, immer gut angezogen zu sein um mich nicht noch zu verkühlen in den letzten Tagen, das Wetter verfolgte ich auch aufmerksam. Es wurde zwar von Tag zu Tag schlechter angesagt, aber hey! Ich sage doch immer 11 Grad Nieselregen sind mein Wetter, also was sollte es?!

Bildquelle: Chris / Marathon-photos.com
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Dann kam endlich das große Wochenende! Freitag nach der Arbeit machte ich erst mal meinen Freund total kirre, weil ich es nicht erwarten konnte meine Startnummer abzuholen. Als ich sie dann in der Hand hatte, konnte ich es kaum glauben, da stand wirklich Marathon drauf. Ich würde es wirklich tun! Der Samstag verlief ganz ruhig, ich war entspannt und freute mich einfach auf den Sonntag und die bevorstehende Herausforderung. Gegen Abend wurde ich schon unruhiger! Die Nacht war dann natürlich nicht wirklich das, was man sich vor einem Marathon wünscht. Ich brauchte ewig zum Einschlafen und schlief dann sehr unruhig. Aber dann war der Sonntag da!

Ich konnte mich kaum halten. Meine Beine waren richtig wild drauf loszulaufen. Ich war ja Donnerstag das letzte Mal gelaufen. In der Früh war ich hibbelig und nervös! In der Dusche überkam es mich nochmal kurz, ich musste einfach weinen. Warum? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht so genau in Worte zu fassen. Freude, Angst und der Unglaube, dass ich das heute wirklich tun würde und dass es soweit war - heute würde ich mich für die letzten 12 Wochen belohnen!

Bildquelle: Chris / Marathon-photos.com
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Als ich dann im Olympiapark eintraf, ließ die Nervosität nach. Ich wurde wieder richtig ruhig. Ich gab meine Sachen ab, ging nochmal Angstpinkeln und suchte mir den 4:30-Pacemaker. Dann ging alles schnell - zumindest im Rückblick. Der Startschuss fiel und ich tat das was ich liebe - was ich vier mal die Woche machte - das worin ich aufgehe - ich lief einfach, setzte einen Fuß vor den anderen. Freunde, Familie und Arbeitskollegen standen mehrmals an der Strecke und feuerten mich an. Ein wahnsinnig tolles Gefühl, sie waren alle für mich da, weil sie an mich glaubten.

Nicht nur einmal hörte ich „Du siehst ja immer noch so frisch aus?!“ ich fragte mich schon, was sie erwartet hatten? :D Ich genoß jeden Kilometer, ich freute mich einfach dass ich laufen konnte, dass das Training so gut verlaufen war, dass das Wetter passte und nicht regnete, dass meine Freunde da waren und dass ich sehen konnte, wie Stolz mein Papa war. Das München nicht viele Zuschauer zu bieten hatte, war ok für mich. Das war mein Lauf. Ich lief ihn für mich. Ich hörte meine Musik und war einfach nur unbeschreiblich glücklich. Ich nahm mir sogar einmal kurz die Zeit für eine Pinkelpause, ich wollte den Lauf genießen und mich nicht ins Ziel quälen. Bei Kilometer 35 musste ich (mal wieder) weinen. „Ab jetzt“, dachte ich, „Ab jetzt laufe ich so weit, wie ich noch nie gelaufen bin!“ das war ein unbeschreibliches Gefühl! Es ging mir auch immer noch gut - keine Spur vom berühmten Mann mit dem Hammer.

Bildquelle: Chris / Marathon-photos.com
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Aber er blieb natürlich nicht aus. Bei Kilometer 38 hatte er mich dann begrüßt. Meine Beine wurden schwer und meine Knie taten weh. Aber was solls? Vier Kilometer nur „quälen“? Ein guter Schnitt für einen Marathon, wie ich finde. Ja, die letzten vier Kilometer waren wirklich nicht so schön, aber das nahende Ziel trieb mich einfach an. Der Gedanke, meine Großeltern anzurufen und ihnen zu erzählen, dass ich es geschafft hatte, trieb mich voran. Und dann war es soweit. Wie oft bin ich diese Strecke im Training gelaufen? Durch den Olympiapark Richtung Marathontor. Ich konnte meine Tränen mal wieder nicht zurückhalten. Es war so wundervoll. Und dann kam das Tor, ich fühlte mich als könnte ich fliegen! Die letzten Meter im Olympiastadion gehörten mir. Ich hörte wie meine Freunde mich anfeuerten und sah das Ziel vor mir! Und dann auf einmal, war ich durch. Ich hatte es geschafft. Ich bin meinen ersten Marathon gelaufen. 42,195 Kilometer. 4:28:56 Std. Ich platzte vor Stolz und mir ist jetzt schon klar - ich werde es wieder tun.