Ist es nicht so? Beim Laufen gibt es - wie sonst auch im Leben - Höhen und Tiefen! Einmal läufst du den Wettbewerb deines Lebens, ein anderes Mal liegst du verzweifelt mit Schmerzen auf der Couch und musst lange Zeit aussetzen. Im neuen "Unter Uns-Interview" erzählt YouTuber und Sub 3-Marathonläufer Philipp alias Turnschuhheizer, wie er mit seiner Achillessehnenverletzung umgegangen ist und was er daraus gelernt hat. Euch erwartet ein lesenswertes Interview mit viel Selbstreflektion und Motivation!
Ideale Gerade: Hi Philipp! Auf YouTube & Co. bist Du bekannt unter dem Namen "Turnschuhheizer". Für diejenigen, die Dich noch nicht kennen: Was findet
man Schönes auf Deinem Kanal?
Turnschuhheizer: Hi Björn! Alle Videos drehen sich um unser Hobby, das Laufen. Meine Erfahrungen bezüglich Equipment, Wettkampfreportagen und ganze
Trainingstagebücher sowie hilfreiche Tipps, um den Spaß noch größer zu machen. Dies versuche ich jedem verständlich zu erklären. Ich bin ein ganz normaler Typ, der gerne läuft und teile diese
Begeisterung in meinen Videos.
Ideale Gerade: Als ambitionierter Hobbyläufer hast Du im letzten Jahr so einiges erlebt. Was waren die tollsten Momente für Dich?
Turnschuhheizer: Als ich beim Hamburg Marathon nach 40 Kilometern wusste „Geil, das reicht für eine Zielzeit unter 3 Stunden“. Wenn sich drei
Monate hartes Training auszahlen, ist das ein sehr, sehr tolles Gefühl - da krieg ich selbst jetzt noch Pipi in den Augen. Mich macht es auch stolz, dieses Abenteuer mit vielen Zuschauern auf
meinem Kanal geteilt zu haben. Jeden Sonntagabend vor dem Start in Hamburg erschien eine Zusammenfassung meines Trainings auf YouTube.
Ideale Gerade: Nach einigen 10 km-Wettkämpfen mit dem Ziel, die 35 Minuten zu unterbieten, bereitete Dir plötzlich die Achillessehne herbe Probleme. Was
genau war passiert?
Turnschuhheizer: In der zweiten Jahreshälfte nahm ich mir vor, meine Bestzeit von 10 km deutlich zu verbessern. Ich setzte mir absichtlich ein
schier unerreichbares Ziel. Sich um zweieinhalb Minuten auf dieser Distanz zu verbessern war eine harte Aufgabe. Drei Monate Training gingen nicht spurlos an mir vorbei. Kaum einen Tag ging ich
ohne Schmerzen zu Bett. Nach vier aufeinanderfolgenden Sonntagen mit 10 km-Wettkämpfen wurden die Schmerzen in der Sehne immer stärker und ich zahlte den Preis für fehlendes
Rumpfstabilitätstraining. Ich habe mein Ziel nicht erreicht, doch sehr viel daraus gelernt.
Ideale Gerade: Wie bist Du dann mit der Verletzung umgegangen? Was würdest Du beim nächsten Mal womöglich anders machen?
Turnschuhheizer: Ich war schlecht gelaunt und wollte es nicht einsehen, dass nun eine längere Laufpause folgen musste. Eigentlich wusste ich schon
immer, was mir letztendlich diese Verletzung beschert hat: Ungenügende Rumpfstabilität! Daran muss ich in Zukunft arbeiten, um an alte Tage anknüpfen zu können.
Ideale Gerade: Hat man nicht irgendwann die Nase voll? Was genau motiviert Dich trotzdem weiterhin am Ball zu bleiben?
Turnschuhheizer: Nach einem gewissen Trainingsumfang fängt mir das Laufen an, keinen Spaß mehr zu machen. Doch genau da muss man dranbleiben! Ich
habe nun schon mehrmals die Erfahrung gemacht, dass sich Willenskraft, Leidensfähigkeit und Disziplin am Ende auszahlen. Egal, wie schnell man ist: Wenn man einen Trainingsplan nahezu
hundertprozentig erfüllt, dann bekommt man die Belohnung beim Überqueren der Ziellinie. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, so wie bei meinem 10 km-Vorhaben, dann habe ich aber viel daraus
gelernt und weiß woran es lag. Diese Erkenntnis ist unbezahlbar und hart erarbeitet - das kann kein Plan der Welt.
Ideale Gerade: Trotzdem hast Du mir gesagt: "Das Laufen ist nicht alles im Leben!" Was genau meinst Du damit?
Turnschuhheizer: Im Jahr 2017 habe ich mich insgesamt sechs Monate jede Woche fünf bis sieben Mal in die Laufschuhe geschwungen. Ohne die
Unterstützung und das Verständnis meiner Frau wäre dies nicht möglich gewesen. Als ich verletzt war, wurde mir klar: Es ist ein Hobby, es macht Spaß, doch es kostet verdammt viel Zeit. Zeit,
welche woanders fehlt. Ist es das wert? Sich am Ende einer Saison kaputt zu machen? Sich zu verletzen? Als ich langsam wieder mit dem Laufen begann, lief ich ohne Uhr, kein GPS, kein -Piep- jeden
Kilometer. Nur der Wald, der Wind und oftmals der Regen hier im Norden. Es war ein ganz anderes Laufen; viel bewusster - ein Genusslauf.
Ideale Gerade: Themawechsel: Bei matschigem Wetter trägst Du gerne den 'Caldorado II' von Columbia. Was findest Du an diesem Laufschuh so
besonders?
Turnschuhheizer: Ich bin eher zufällig zu dem Schuh gekommen. Ich gewann einen Traillauf und der Preis waren diese Schuhe. Als ich zum Jahresende
hin begann das Laufen zu genießen, verschlug es mich immer öfter in den Wald, schwierige Laufbedingungen, die mich zwangen langsamer und bewusster zu laufen. Dieses bewusste und langsame Laufen
in der Natur hat eine Verbindung zum Schuh aufgebaut - klingt komisch, ist aber so. Auch das Profil und die geschützte Zehenbox haben mich etliche Male vor einem Sturz bewahrt.
Ideale Gerade: Reisen, leben & laufen! Aktuell baust Du einen Bus aus, um damit eine Deutschlandreise zu unternehmen. Wo genau soll es
hingehen?
Turnschuhheizer: Zusammen mit meiner Frau reise ich seit Jahren durch Deutschland. Damals noch mit einem Zelt, bald mit wetterfestem Schlafplatz.
Es gibt so viele schöne Ecken, die wir noch entdecken wollen und wenn das Wetter doof ist, fahren wir einfach dorthin, wo es besser ist. Ich selbst freue mich auf unbekannte Laufrouten und Trails
weit entfernt von der Hausrunde um den Block. Ich möchte Deutschland laufend erkunden und wenn ich dazu noch die Möglichkeit habe, den ein oder anderen Zuschauer meiner Videos persönlich zu
treffen, wäre dies eine tolle Sache. Über Tipps zu landschaftlich reizvollen Orten und tollen Laufveranstaltungen freue ich mich sehr. Doch bis dahin muss der Bus umgebaut werden. Dies werde ich
ebenso auf meinem YouTube-Kanal „Turnschuhheizer“ zeigen.
Der "Turnschuhheizer" erwartet Euch auf YouTube: https://www.youtube.com/c/Turnschuhheizer
Vielen herzlichen Dank für Deine Zeit, Philipp. Für die Zukunft wünsche ich Dir vor allem viel Gesundheit und eine ganz starke Sehne. Ich würde mich freuen,
wenn Ihr mit Eurem Bus auch bei uns vorbeischaut. Dann laufen wir die 54 Kilometer einmal um den Chiemsee! ;-)