Beim Presserun für den Wings for Life World Run 2018 hatte ich die Gelegenheit mit Florian "Flow" Neuschwander auf den Münchner Olympiaberg zu laufen und anschließend zu plaudern. Die fünfte Auflage des WfLWR findet am 6. Mai in München statt. Der sympathische Ultrarunner blickt auf eine Bestweite von 83,49 km und zwei nationale WfLWR-Titel zurück! Herausgekommen ist ein neues "Unter Uns-Interview" über den WfLWR, seine Vorbereitung und Strategie sowie das Laufen als "Running Dad".
Ideale Gerade: Die fünfte Auflage des WfLWR verspricht auch 2018 wieder ein Event mit unvergleichbarer Atmosphäre zu werden. Was ist für Dich das Besondere
an diesem Lauf?
Flow: Ich bin mittlerweile schon das vierte Jahr dabei: 2015 in Darmstadt, 2016 in München, dann 2017 mit Bestweite in Mailand. Dieses Jahr wieder
in München, weil die Atmosphäre schon 2016 richtig geil war und ich das größte Team überhaupt hatte. Mit so vielen Leuten weltweit gleichzeitig zu starten - noch dazu für den guten Zweck - ist
einfach nur großartig. Vor allem der Teamspirit war in München damals ganz besonders toll, deshalb bin ich auch dieses Jahr hier wieder am Start.
Ideale Gerade: Du blickst auf eine Bestweite von 83,49 km und zwei nationale Wings for Life World Run-Titel zurück. Möchtest Du in diesem Jahr wieder ganz
vorne mitlaufen?
Flow: Dieses Jahr weltweit vorne mitzulaufen ist wahrscheinlich nicht möglich, weil die Strecke in München eben doch etwas schwieriger als
beispielsweise in Mailand ist. Von daher wäre es mein Ziel zumindest in München zu gewinnen und möglichst viele Kilometer für mein Run-with-the-Flow-Team zu sammeln. Über 70 Kilometer möchte ich dieses Jahr aber schon gerne laufen. Wie weit
über 70 km kann ich jedoch nicht sagen, weil die Strecke hinten raus profilierter ist als etwa in Mailand. Für mich ist es zudem ein guter Test. Ich mache mir aber keinen Stress, denn die 80
Kilometer habe ich letztes Jahr in Mailand schon deutlich getoppt. Somit laufe ich einfach, was die Beine an dem Tag so hergeben.
Ideale Gerade: Wie findest Du die Münchner Strecke im Vergleich zu Mailand letztes Jahr?
Flow: Ganz klar deutlich profilierter! Mailand ist zwar am Anfang etwas schwieriger, weil es durch die Stadt auf Kopfsteinpflaster geht. Dafür ist
es komplett flach, also ohne Höhenmeter. Teilweise geht es sogar leicht bergab, somit kann man deutlich schneller laufen. Die Münchner Strecke ist durch die Hügel am Ende ziemlich unrhythmisch,
was viel Kraft kostet. Somit lässt diese Strecke kaum eine Bestweite zu.
Ideale Gerade: Hast Du schon eine ungefähre Idee, wie Du das Rennen angehen wirst?
Flow: Ich weiß natürlich nicht, wer noch alles so mitläuft. Es kann immer sein, dass zwei, drei gute Läufer am Start sind. Ich hoffe natürlich,
dass ein paar schnelle Jungs mitrennen. So dass ich die ersten 30, 40 Kilometer erstmal mit ihnen mitlaufen kann. Kann aber auch sein, dass plötzlich einer der Jungs schneller rennt, es kann also
eigentlich alles passieren. Ich hoffe einfach, dass jemand da ist, der möglichst lange mit mir zusammen läuft. Am Schluss versuche ich natürlich das Ding zu gewinnen.
Ideale Gerade: Wie wirst Du Dich in den nächsten Wochen auf den WfLWR noch vorbereiten?
Flow: Ich werde in den nächsten fünf Wochen rund 1.000 Kilometer laufen, also 200 km pro Woche. Ab 1. April bin ich noch zwei Wochen im
Trainingslager auf Mallorca. Wobei ich dort mehr im Gelände mit vielen Höhenmetern trainieren möchte. Eher etwas untypisch, aber alles bereits Vorbereitung für den Western States 100, mein erstes
100 Meilen Trail-Rennen. Das ist vom Tempo her natürlich etwas anderes als beim Wings for Life. Doch ich weiß was auf mich zukommt! Das Tempo für den WfLWR kenne ich schon in und auswendig. Auf
Mallorca wird viel Umfang geschrubbt und viele Höhenmeter absolviert.
Ideale Gerade: Wie und in welchen Abständen wirst Du Dich bei diesem Rennen verpflegen?
Flow: Es gibt ja die offiziellen Verpflegungsstationen und als Top-Athlet kann ich meine eigene Verpflegung dort abgeben, die dann entsprechend
platziert wird. Eben wie beim Marathon auch. Dort werde ich meine Sachen deponieren und vom Tisch schnappen. Bei einem langen Ultra muss man schon früher anfangen sich zu verpflegen. Natürlich
braucht man auch mehr Energie als beim Marathon. Von daher verpflege ich mich schon von Anfang an. Als Backup habe ich immer noch etwas in der Hosentasche. Gels oder Gelchips bzw. Marshmallows
nutze ich mittlerweile ganz gern. Wenn es warm wird auf jeden Fall auch Salztabletten, jede Stunde eine. Alle 40 Minuten dann ein Gel und zwischendrin Marshmallows. Wenn es zum Endspurt geht -
also ab 60, 65 km - dann Red Bull-Schorle, also mit Wasser vermischt. Am Ende jedoch weniger Gels, weil der Magen irgendwann einfach kein Gel mehr sehen kann.
Ideale Gerade: Welche Laufschuhe trägst Du bei Deinen Ultramarathons am liebsten und wieso?
Flow: Brooks ist bekanntlich mein Schuhsponsor, beim World Run werde ich daher wahrscheinlich mit dem PureFlow laufen. Mit dem laufe ich ganz
gerne. In Mailand hatte ich den PureCadence an. Ein Trainingsschuh mit 4 mm Sprengung, flacher gebaut und relativ leicht, aber noch vernünftig gedämpft.
Ideale Gerade: Hast Du eigentlich ein bestimmtes Ritual vor wichtigen Wettbewerben?
Flow: Rituale habe ich eigentlich keine, bei mir ist eher alles so freestyle. Ich gehe die Strecke vorher vielleicht im Kopf noch etwas durch,
sofern ich sie bereits kenne. Bei meinem letzten 100 Kilometer-Rennen habe ich die Strecke ausgiebig vorher angeschaut. Hier in München renne ich aber einfach los.
Ideale Gerade: Running Dad lässt grüßen: Wie hat sich Dein Lauf- und Trainingsrhythmus in den vergangenen Monaten durch den Nachwuchs
verändert?
Flow: Ich muss spontaner als sonst trainieren. An erster Stelle steht ganz klar meine Tochter. Wenn sie schläft oder ruhig ist, dann habe ich Zeit
zum Trainieren. Wenn es ihr aber mal nicht so gut geht, dann muss eben die Trainingseinheit auch mal ausfallen. Klar, manchmal fehlt etwas die Kraft, trotzdem ziehe ich es durch. Im Winter habe
ich super trainiert und das 100 Kilometer-Rennen im Februar gewonnen. Von daher klappt das schon. Man muss eben alles etwas besser organisieren. Wenn ich eine richtig harte Nacht hinter mir habe,
dann sehe ich das meistens als Herausforderung an. Mein Ziel ist es ja auch UTMB zu laufen, lange 100 Meiler, also ganz schwierige Rennen. Da ist man auch mal 21 Stunden unterwegs, da kannst du
auch nicht schlafen gehen. Ich sehe es also positiv, so Richtung Schlafmangeltraining. Ich muss auch mal in der Lage sein, etwas übermüdet laufen zu gehen. Wie gesagt: Die ein oder andere Einheit
leidet darunter, aber ich mache das gern. Das gehört dazu! Ich schaffe es auch so, gut in Form zu bleiben.
Ideale Gerade: Mit dem Western States 100 steht Dein erstes 100 Meilen-Rennen in Kürze an. Wie sehr freust Du Dich auf diese
Herausforderung?
Flow: Das ist ein Rennen von dem ich schon lange geträumt habe! Es ist das älteste 100 Meilen-Trail-Rennen der Welt. Also richtig legendär! Nun
habe ich die Quali gepackt. Auf YouTube gibt es viele Clips dazu, die ich mir schon alle angesehen habe. Natürlich sind dort auch die Top-Stars der Ultralaufszene mit von der Partie. Es ist schon
sehr spannend mit der absoluten Weltsitze dort am Start zu stehen und sich zu messen. Bei 100 Meilen kann ohnehin alles passieren, wie beim Wings for Life World Run eben auch. Ich versuche aber
so entspannt wie möglich dort hinzufliegen und einfach mein Bestes zu geben!
Infos zum Wings for Life World Run, der am 6. Mai 2018 stattfinden wird: Jedes Jahr findet an einem einzigen Tag rund um den Globus der Wings
for Life World Run gleichzeitig an zahlreichen Orten weltweit und über die App statt. Jeder Teilnehmer startet zur gleichen Zeit, ob Tag oder Nacht. Dabei verfolgen alle das gleiche Ziel: Geld
für die Wings for Life Stiftung sammeln. Durch das einzigartige Format laufen die Teilnehmer so weit wie möglich, bis sie von einer beweglichen Ziellinie, den allmählich schneller werdenden
"Catcher Cars", überholt werden. Diese verfolgen die Läufer entlang der Strecke oder virtuell in der App, bis jeder Teilnehmer eingefangen ist. Die bewegliche Ziellinie ermöglicht es, dass
Teilnehmer mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten den Lauf gleichzeitig absolvieren können – die langsameren Läufer werden frühzeitig überholt, die austrainierten Athleten erst nach Stunden!
100% der Startgelder und Spenden tragen dazu bei, eine Heilung für Querschnittslähmung zu finden. Seit seiner Gründung im Jahr 2014, hat der Wings for Life World Run mehr als 435.000 Menschen aus
193 Ländern dazu animiert, in mehr als 58 Ländern auf allen sieben Kontinenten für die zu laufen, die es nicht können. Insgesamt sind die Teilnehmer bei den letzten vier Events über 4,2 Millionen
Kilometer gelaufen und haben Spenden in Höhe von 20,6 Millionen Euro gesammelt. Alle Infos unter: www.wingsforlifeworldrun.com
An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei Flow Neuschwander & der WfLWR-Pressestelle bedanken.