Interview: In einer 2:58er Zeit hat Stephie den Köln Marathon gemeistert. Heute spricht sie über ihr grandioses Marathon-Debüt...

Liebe Lauffreunde! «Als die Zieluhr in Sichtweite kam und eine 2:58 aufleuchtete war die Erleichterung und Freude riesig. Ein paar Freudentränen konnte ich mir nicht verkneifen.» Im neuesten „Unter Uns-Interview“ spricht Stephie aus Bielefeld über ihr Marathon-Debüt beim Köln-Marathon. Einige praktische Tipps sowie Empfehlungen sind ebenfalls dabei. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen!

Gleich geschafft! Hier kurz vor dem Ziel in Köln. Bildquelle: Marathon-Photos.com
Gleich geschafft! Hier kurz vor dem Ziel in Köln. Bildquelle: Marathon-Photos.com

Ideale Gerade: Hi Stephie! Bei Deinem Marathon-Debüt in Köln hast Du direkt die magische 3 Stundengrenze geknackt. Eine großartige Leistung! Wie hat sich das Rennen für Dich angefühlt?

Stephie: Die Gefühle während eines Marathons sind nicht konstant gleichbleibend, wie ich nun selbst erfahren habe. Nach der Vorfreude und Aufregung am Start ging es endlich auf die Strecke. Meine Beine fühlten sich gut an und das Ziel mit Sub 3 stand fest in meinem Fokus. Die ersten 21 km habe ich mich auch gut gefühlt und die Stimmung genossen, allerdings war der Wind von Beginn an böig und kräftezehrend. Nach 31 km merkte ich schlagartig, dass nun meine sonstige Wettkampfdistanz überschritten war. Der Körper wurde müde und ich bekam tierisch Seitenstechen. Ich überlegte, ob ich das Tempo herunterfahren oder lieber kurz gehen sollte, um das Stechen in den Griff zu bekommen. Ich ging – ca. 15 bis 20 m – und versuchte danach wieder in mein vorheriges Tempo einzusteigen. Es funktionierte halbwegs, aber es blieb hart. Mein Ziel war nun: Nicht den 3-Stunden-Ballon vorbeiziehen zu lassen. Als die Zieluhr in Sichtweite kam und eine 2:58 aufleuchtete war die Erleichterung und Freude riesig. Ein paar Freudentränen konnte ich mir nicht verkneifen.

Die Spannung steigt und steigt. Bildquelle: Mirco Strate
Die Spannung steigt und steigt. Bildquelle: Mirco Strate

Ideale Gerade: Köln scheint die perfekte Laufveranstaltung für Dich zu sein. Letztes Jahr bist Du dort eine 1:23er Zeit beim Halbmarathon gelaufen. Was ist für Dich das Besondere am Köln Marathon?

Stephie: 2016 war ich das erste Mal in Köln und bin dort beim Halbmarathon direkt eine Bestzeit gelaufen. 2017 wieder. Mit Köln verbinde ich nur Gutes: Super Stimmung, tolle Verpflegung, Bestzeiten und immer sind wir mit mehreren angereist, so dass es ein insgesamt schönes Wochenende wurde.

Ideale Gerade: Wie hast Du Dir das Rennen eingeteilt? Hattest Du eine Durchschnittspace im Sinn?

Stephie: Meine Renntaktik habe ich vor dem Lauf mit meinem Trainer besprochen. Ich hatte riesigen Respekt vor dem Marathon und auch vor meinem Vorhaben, die 3 h zu unterbieten. Darum wollte ich zunächst zwischen 4:10 - 4:15 min/km anlaufen und ab 25 km das Tempo - wenn möglich - auf  4:10 oder knapp darunter steigern. Dass das mit dem Steigern nichts werden würde, das merkte ich aber schon auf den ersten 10 km. Es war kein schlechter Tag für mich, aber ganz optimal auch nicht. Darum sagte ich mir relativ schnell, dass es schon super sei, wenn ich eine Pace konstant durchlaufen würde. Hat zwar nicht ganz funktioniert, aber das ist mir bei der Endzeit auch komplett egal. :-D

Gute und anhaltende Konzentration ist wichtig. Bildquelle: Ilka Wienstroth
Gute und anhaltende Konzentration ist wichtig. Bildquelle: Ilka Wienstroth

Ideale Gerade: Stichwort Energie: Wie hast Du Dich beim Marathon verpflegt?

Stephie: Mit viel Wasser und Gels, die ich schon mehrfach getestet habe. Getrunken habe ich an allen 11 Verpflegungsstationen. Wenn der Weltrekordler in Berlin schon 13 Mal trinken will, dann kann es nicht verkehrt sein, es ihm nachzuahmen – so mein Gedanke. An zwei Verpflegungsstellen hatte ich im Bereich der Eigenverpflegung außerdem Trinkflaschen deponiert, an die ich mit einem Haargummi ein Gel befestigt hatte. Zwei weitere Gels trug ich in meiner Hosentasche mit mir herum. Das erste Gel habe ich kurz vor der Halbmarathonmarke genommen und ab da an alle 5 Kilometer. Ganz schön viel. Das letzte Gel bekam ich nicht mehr runtergeschluckt. Irgendwann schmeckt es einfach nicht mehr.

Ideale Gerade: Konntest Du das Rennen und die Stimmung auf und neben der Strecke genießen?

Stephie: Oh ja! Zumindest bis 30 km. Besonders beeindruckend war eine Stelle bei 27 km. Da ging richtig die Party ab: Mit Konfetti, Glitzer, Musik und La Ola Welle. Klasse! Aber wir Bielefelder Starter hatten auch unsere eigene Fanbase dabei, die mit vollem Einsatz an ganze fünf (!) Stellen hetzten und lautstark angefeuert hat. Besonders bei km 38 war das nötig.

Die Freude ist riesig. Bildquelle: Matthäus Gruben
Die Freude ist riesig. Bildquelle: Matthäus Gruben

Ideale Gerade: Welche Rolle spielt Deiner Meinung nach mentale Stärke beim Marathon?

Stephie: Eine sehr große! Man braucht viel Willenskraft, um das Leiden am Ende auszuhalten. Eine positive Grundeinstellung im Alltag und wenig psychischer Stress sind auch sehr wichtig. Aber besonders denke ich, man muss schon im Vorhinein fest an sich glauben, dass man eine bestimmte Zeit schafft, um es hinterher auch durchzuziehen. Aber nicht nur der Glaube und Wille vor dem Rennen spielt eine Rolle, sondern auch, wie du im Wettkampf beißen kannst. Ich kenne einige Läufer, die bestimmt schneller sein müssten als ich, aber gerade auf den langen Distanzen überhole ich sie gegen Ende. Damit will ich mich nicht selbst loben, aber ich glaube, dass ich eine ziemlich gute mentale Stärke habe. Meine Mutter würde es auch den „Fritzemeier`ischen Dickkopf“ nennen (vom Familiennamen meines Vater :P). Wenn ich etwas wirklich will, dann kriege ich es eigentlich auch hin.

Ideale Gerade: Wie sah Dein Training in den letzten Wochen aus? Hattest Du einen Trainingsplan?

Stephie: Ja, ich habe nach einem Trainingsplan trainiert, aber mein Marathontraining war nicht in jedem Fall das typische Marathontraining. Zu Beginn fuhr ich als Coach mit in das Laufcamp von Sonni von Opel. Hier wurden hauptsächlich Kilometer und Höhenmeter gesammelt. Tempomäßig geht in den Bergen nicht viel. Beim Abschlusswettkampf zerschoss ich mir durch das Bergabballern dann leider ein wenig mein Knie, wodurch ich eine Woche komplett aus dem Training musste. Daran schloss sich ein Halbmarathon an und noch mal 2,5 Wochen intensives Training mit einem Lauf über 35 km. Diese Wochen liefen richtig gut und stimmten mich sehr zuversichtlich.

Hat eine großartige Leistung vollbracht! Bildquelle: Mirco Strate
Hat eine großartige Leistung vollbracht! Bildquelle: Mirco Strate

Ideale Gerade: Mit welchen Laufschuhen bist Du in Köln gelaufen? Und wieso gerade diese?

Stephie: Wieder mit dem Kinvara von Saucony und in Köln natürlich mit der Köln-Version des Laufschuhs! Eigentlich habe ich zuvor dazu tendiert, mal andere Schuhe zu testen. Die nicht ganz so teure Variante des Weltmeisterschuhs stand dafür in der Überlegung. Leider bekam ich in diesem Schuh während des Testwettkampfes in Koblenz (Halbmarathon) Blasen. Darum habe ich auf meinen mehrfach bewährten Kinvara zurückgegriffen und es nicht bereut.

Ideale Gerade: Bist Du jetzt vom Marathon-Virus infiziert? Folgt im Frühjahr schon der Nächste?

Stephie: Infiziert definitiv. Das war nicht mein letzter und (hoffentlich) nicht mein schnellster Marathon. Aber im Frühjahr? Das passt meistens nicht mit dem Hermannslauf zusammen, darum schätze ich, dass es eher wieder ein Herbstmarathon 2019 wird.

Vielen lieben Dank für Deine Zeit und das Interview, Stephie! Weiterhin viel Spaß und Erfolg beim Laufen!

Stephies Instagram-Profil: https://www.instagram.com/stephie.erobert.den.teuto