Hi zusammen! Mein Laufkumpel Matthias hat vor einigen Wochen die erste Langdistanz in seinem Leben absolviert. Im neuesten «Unter Uns-Interview» spricht der bemerkenswerte Ausdauerathlet über seine bislang größte Herausforderung bei der Challenge Roth. Ich wünsche Euch hiermit viel Spaß beim Lesen!
Ideale Gerade: Hi Matthias! Du hast vor einigen Wochen die erste Langdistanz in Deinem Leben gemeistert. Herzlichen Glückwunsch! An was denkst Du als
Erstes, mit dem Abstand den Du hast?
Matthias: Das ist schwierig zu sagen! Es gibt so vieles, was einem wieder in den Sinn kommt, viele gute Erinnerungen, Dinge, die nicht so gut
gelaufen sind, wie z.B., dass ich in der Wechselzone über eine Minute auf meinen Wechselbeutel habe warten müssen. Was mich aber im Nachhinein gar nicht so sehr ärgert, wie ich bzw. man annehmen
könnte. Der ganze Wettkampf kommt und kam mir so surreal vor, ich war ganz in meinem Element, ich hab einfach das gemacht, was ich kann und was ich gerne mache, und es lief
einfach...
Ideale Gerade: Du bist bei der Challenge Roth am Ende unter 10 Stunden geblieben. Wahnsinn! Mal ehrlich: Hast Du ein solches Ergebnis im Vorfeld
erwartet?
Matthias: Überhaupt nicht! Bei der Anmeldung hatte ich sogar 12h als Zielzeit angegeben, insgeheim wollte ich aber unter 11h bleiben! Aber dass ich
sogar die 10h Marke knacke, damit habe selbst ich nicht gerechnet! Ich war mir nicht sicher, welchen Schnitt ich auf dem Rad anpeilen konnte, im Vorfeld hatte ich mit 30-31km/h gerechnet,
gefahren bin ich zum Schluss mit knapp 35km/h im Schnitt. Beim Marathon hatte ich einen 5er Pace im Schnitt angepeilt, d.h. unter 3h30. Aber beim Wechsel vom Rad zum Laufen, habe ich bemerkt,
dass die Beine noch gut waren, und ich konnte mit gutem Gefühl 4:35 anlaufen. Mir war aber klar, dass ich den nicht bis zum Schluss durchhalten würde. Jedoch bin ich mit meinen 3h16min für den
Marathon mehr als zufrieden!
Ideale Gerade: Welche der drei Disziplinen war für Dich die größte Herausforderung und wieso?
Matthias: Ganz klar das Schwimmen! Ich bin kein guter Schwimmer, werde es wohl nie werden, und bisher war es auch immer so, dass ich hier die
größten Probleme habe! An meinem Orientierungssinn im Freiwasserschwimmen lässt sich sicher noch arbeiten, aber ich muss immer wieder feststellen, dass andere noch einen viel schlechteren
Orientierungssinn besitzen und einen dann andauernd kreuzen - links, rechts, links, rechts... Zudem war ich ständig in irgendwelchen langsameren Pulks "gefangen", welche ich zum Teil umschwimmen
musste, was mich viel Zeit gekostet hat.
Ideale Gerade: Wie hast Du das Miteinander unter den Athleten - beim Schwimmen, Radfahren und Laufen - empfunden?
Matthias: Naja, ich würde sagen, es ist wie bei allen anderen Wettkämpfen: Man trifft viele nette Teilnehmer, als auch viele von der "Ich bin
Triathlet, ich bin was besseres"-Fraktion! Vom Wettkampf selbst kann ich auch nichts Neues berichten, es ist und bleibt ein "Ego"-Sport. ;-)
Ideale Gerade: Können sich Stimmung, Organisation und Atmosphäre bei der Challenge Roth sehen lassen?
Matthias: Absolut, ja! Roth an sich ist während des Challenge Wochenendes einfach unglaublich! Alle sind so nett und zuvorkommend, man fühlt sich
richtig willkommen und wird von allen mit offenen Armen empfangen. Man spürt richtig, dass die Menschen in Roth sich auf dieses eine Challenge-Wochenende freuen (auch auf die Athleten) und dies
auch richtig feiern wollen. Sie brennen richtig dafür, das spürt man! Auch während des Wettkampfes! Das beginnt schon beim Schwimmstart am Rande oder auf den Brücken des Main-Donau-Kanals! An der
Radstrecke, vor allem am Solarer Berg ist die Stimmung einfach unglaublich und die Leute feiern und supporten einen bis aufs Letzte! Auch während des Marathons wird man ständig angefeuert - jeder
einzelne Athlet!
Ideale Gerade: Mit welcher Triathlonuhr bist Du an den Start gegangen und wieso?
Matthias: Ich bin mit dem Garmin Forerunner 935 an den Start gegangen! Ich besitze zwar noch den Forerunner 735XT und verwende ihn auch noch
regelmäßig, dieser ist aber schon ein wenig in die Jahre gekommen, der Akku daher nicht mehr ganz so frisch wie am ersten Tag! Daher habe ich mich für den Forerunner 935 entschieden, so war ich
mir sicher, dass ich wenigstens wegen des Akkus während des Wettkampfes keine Gedanken machen musste und mich voll und ganz den Disziplinen hingeben konnte!
Ideale Gerade: Und der Kopf? Wie hast Du die erste Langdistanz auf emotionaler Ebene erlebt?
Matthias: It was just a long journey! Es war einfach eine lange Reise. Ich hatte keine Tiefs, keine emotionalen Desaster oder Ähnliches! Ich war
quasi immer gut drauf! Klar, irgendwann beim Marathon tut dir alles weh und du willst die ganze Sache einfach nur noch durch die Türe bringen und nen Deckel drauf machen, aber das wäre auch ohne
Schwimmen und Radfahren so. Zum Schluss wirds immer zäh. Aber gleichzeitig muss man sich einfach daran erinnern, was man am heutigen Tag schon geleistet hat! Ich habe im Voraus eher gedacht, dass
es eine viel größere Kopfsache wird, aber durch die Stimmung und die Leute war ich wie im Tunnel und es war absolut keine große Kopfsache. Ich war einfach im Flow. Klar, wahrscheinlich hatte ich
nen guten Tag erwischt, sollte es kommendes Jahr nicht so gut laufen, will ich aber nicht wissen, wie lange sich die Langdistanz hinziehen kann! ;-)
Vielen lieben Dank für Deine Zeit und das super interessante Interview, Matthias! Hau rein und bis bald!