Das war schon etwas Besonderes! Vor wenigen Wochen hatte sich Kilian Jornet auf einer 400-Meter-Strecke der sogenannten 'Phantasm 24 Challenge' gestellt. Doch aufgrund plötzlicher Schmerzen in der Brust und Schwindelgefühl musste der Ausnahmeathlet nach 134 Kilometern seinen Langstrecken-Rekordversuch vorzeitig beenden. Dabei bestritt er die 24 Stunden-Herausforderung mit einem neuartigen Laufschuh von Salomon, dem 'S/LAB Phantasm', der im Frühjahr 2021 hierzulande auf den Markt kommen soll. In den vergangenen Wochen durfte ich mir exakt diese Neuheit - vielen Dank nochmal für die Bereitstellung - ausgiebig im Lauftraining ansehen. Doch was genau zeichnet diesen Salomon-Runner überhaupt aus und ist der Schuh tatsächlich etwas für Ultramarathon-Läufer? In meinem 'Auf ein paar Runden'-Bericht findet Ihr die Antworten auf diese Fragen. Viel Spaß beim Lesen!
Schon einige Zeit vor der 'Phantasm 24 Challenge' hatte Jornet laut Salomon-Angaben den ein oder anderen Prototypen des 'S/LAB Phantasm' getestet. Er selbst sagt:
„Er eignet sich hervorragend fürs Straßenlaufen. Ein leichter, sehr reaktiver und gut ausbalancierter Schuh mit guter Dämpfung, was wichtig ist, wenn man länger auf hartem Untergrund
trainiert. Und der Grip ist wirklich gut, selbst bei Nässe, was auch wichtig ist.” Das sind nicht die schlechtesten Vorzeichen, oder?
Hat man den hervorragend verarbeiteten Neutralschuh erstmals in der Hand, fällt auf, dass der 'S/LAB Phantasm' tatsächlich ungemein
leicht ist. Gerade mal 212 g bei Größe 44 bringt der Runner auf die Waage, was eher Lightweight-Trainer-Niveau entspricht. Zudem fällt der rote Schuh durch seine
6 mm Sprengung eher flacher aus. Weniger ist bei diesem Salomon-Runner ganz offenkundig mehr, denn der 'S/LAB Phantasm' geht materialtechnisch einen auffallend
minimalistischen Weg. Das alles hat aber auch seinen Grund! Salomon spricht, geht es um das Thema Verwendung, nämlich von einem waschechten Racing-Schuh. Und was soll
der Spaß überhaupt kosten? Auf der offiziellen Website ist der Racer zum Preis von knapp 180 Euro bereits gelistet, was ihn nicht gerade zu
einem Schnäppchen macht.
Salomon liefert noch weitere Details: „Der Fokus liegt auf geringem Gewicht, hoher Atmungsaktivität und einer schnellen Abrollphase, die mit einem gebogenen
Rockerprofil und Salomons leichtestem, reaktionsfreudigstem Schaumstoff, dem Energy Surge, erreicht wird.” Das beinahe durchsichtige, überaus dünne Obermaterial aus TPU-Mesh
sorgt in der Tat für eine hohe Atmungsaktivität. Besonders auffällig ist auch der nahtlose Schaftabschluss, der zwar recht weich ausfällt, durch das enorm dünne
Material aber kaum Stabilität oder Komfort beschert. Racing-Schuh lässt eben grüßen!
Salomons-Straßenrenner bietet - ob nun seitlich oder im Bereich der Ferse - also keinen nennenswerten Support und richtet sich durch seine
besonders sportliche Bauweise vor allem an leichte bis höchstens mittelschwere Läufer, die zudem über eine stimmige Lauftechnik verfügen sollten. Übrigens: Die
Passform ist absolut spitze, Reibungspunkte oder gar Scheuerstellen gibt es keine. Obwohl der Hersteller von einer schmalen Passform spricht, finden breitere Füße dennoch
wunderbar Platz! Das Schnürsystem ist eher klassisch gehalten und bietet die Möglichkeit der Marathonschnürung. Idealerweise sollte man vor dem Start jedoch mit Doppelschleife die Schuhe
binden, da die Schnürsenkel nicht immer verlässlich halten. Aber diese Problematik kennt man auch von vielen anderen Herstellern!
Das Dämpfungsempfinden auf harten Untergründen geht beim 'S/LAB Phantasm' klar in Richtung sportlich/direkt und ist weder weich noch schwammig. Gerade auf kürzeren Strecken hatte ich mit dem Runner am meisten Spaß. So bin ich einige Male die 5 Kilometer-Distanz in Sub 18 Minuten im Training gelaufen. Dabei hatte ich das Gefühl, dass der rote Flitzer gerade bei hoher Pace sehr gut nach vorne schiebt und zugleich eine spürbare Energierückführung liefert. Auffällig ebenfalls: Contagrip FA bietet eine spezielle Materialmischung, die für das optimale Gleichgewicht zwischen Haltbarkeit und Haftung sorgt. Aus diesem Grund macht sich der 'S/LAB Phantasm' besonders gut auf asphaltierten Strecken - auch bei Nässe. Wer möchte, kommt mit dem roten Runner aber auch gut auf glatten Waldwegen voran!
Um auf längeren Strecken richtig überzeugen zu können, fehlt es dem 'S/LAB Phantasm' an Komfort. Das gilt genauso für die Dämpfung, die gerade bei Longruns vielen
Läufern vermutlich zu straff sein könnte. Keine Frage: Schnelle 5er, 10er oder Halbmarathons, vielleicht sogar Marathons, lassen sich mit diesem Schuh ganz bestimmt in Angriff nehmen.
Bestzeittauglich ist der rote Flitzer auf diesen Strecken ohne Zweifel! Doch gerade mit Blick auf die 'Phantasm 24 Challenge', wenn es also um Ultramarathons geht, würde ich mit
dem 'S/LAB Phantasm' nicht laufen. Die Faktoren Stabilität, Dämpfung und Schutz sind bei diesem Modell einfach nicht ausgeprägt genug! So bleibt ein extrem leichter Straßenrennschuh
für Distanzen bis Halbmarathon, vielleicht auch Marathon, der sich vor allem an ambitionierte Läufernaturen richtet. Für Ultramarathons ist dieser rote Salomon-Runner jedoch eher weniger
geeignet!
Weitere Infos über Salomon unter: https://www.salomon.com/de-de