Interview: 6x 100 Kilometer und 3x 100 Meilen! Ultramarathonläuferin Purity spricht über virtuelle Läufe, Ziele, Training, Motivation und vieles mehr...

Liebe Lauffreunde! Sie ist eine absolute Powerfrau! Ultramarathonläuferin Purity hat bereits 6x 100 Kilometer und 3x 100 Meilen absolviert. Der helle Wahnsinn! Im neuesten „Unter Uns-Interview“ spricht sie über virtuelle Läufe, Ziele, Training, Motivation & vieles mehr. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen!

Bildquelle: Purity Jenninger
Bildquelle: Purity Jenninger

Ideale Gerade: Wahnsinn! 6x 100 Kilometer und 3x 100 Meilen hast Du schon gemeistert - für die meisten von uns sind diese Strecken unvorstellbar. Was ist das Besondere an einem Ultramarathon?

Purity: Das Besondere fängt schon bei der Vorbereitung an. Seeehhhhr viele Trainingskilometer und bereits hier schon das Thema "mentale Stärke". Gerade bei Läufen früh morgens oder in der Nacht muss man schon sehr motiviert sein. Nach der Marathondistanz mit dem Wissen, dass es nochmal 2 bis 3 Marathons bis ins Ziel sind, ist mental echt eine Herausforderung. Aber alles hat seinen Preis und an der Ziellinie freue ich mich über meinen Gewinn/Finish.

Ideale Gerade: Du bist in Kenia aufgewachsen, wo Schule absoluter Luxus ist. Damals musstest Du barfüßig, durstig und hungrig mit Deinen Geschwistern knapp 20 Kilometer zur Schule hin- und zurücklaufen. Wie sehr hat Dich diese Zeit geprägt?

Purity: Nun, für kenianische Verhältnisse war das damals Normalität. Meine Eltern mussten hart dafür arbeiten, um mir die Schule zu ermöglichen. In Kenia kostet Schule Geld, ist nicht so wie in Deutschland. Ich denke mit dem Wissen, dass meine Eltern alles tun, um mir die Schule zu ermöglichen, waren die paar Kilometer zur Schule überhaupt kein Ding.

Bildquelle: Purity Jenninger
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Ideale Gerade: In Kenia hat das Laufen bekanntlich einen anderen Stellenwert. Es ist eine Notwendigkeit und bietet eine große, existenzielle Chance. Wie siehst Du das?

Purity: Ja, stimmt. Das liegt daran, dass das Lohnniveau niedrig ist. Armut gibt es auch. Wenn nun ein Kenianer z.B. beim Berlinmarathon 50.000 Euro gewinnt, kann er in Kenia damit sehr viel mehr bekommen als z.B. in Deutschland. Bei einem guten Läufer kommen dann auch noch Sponsoren dazu.

Ideale Gerade: Nach Deinen beiden Schwangerschaften hast Du sage und schreibe 41 Kilogramm abgenommen. Inwiefern hat Dir dabei das Laufen geholfen?

Purity: Ich hatte mehrere Dinge ausprobiert. Fitness-Studio, Yoga, Fahrradfahren und habe dabei sehr schnell festgestellt, dass man mit Laufen recht einfach und auch schnell viel abnehmen kann. Zudem hat mir das Laufen richtig Spaß gemacht. Ich denke Laufen und ich, ja wir haben uns gesucht und gefunden...

Bildquelle: Purity Jenninger
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Ideale Gerade: Du siehst Dich selbst als eine Art "all-around runner"! Was genau steckt dahinter und wie wichtig sind Dir Zeitziele bei Deinen Ultramarathons?

Purity: Eine Zeitmarke habe ich schon grob im Kopf, die ist aber bei meinen Ultras nicht im Minuten- oder Sekundenbereich. Meine Zielzeit ist eher eine grobe Richtung, sprich bei 100 km habe ich 11h00min bis 11h59min im Kopf. Wenn es dann aber auch 12h30min sind, bin ich zufrieden. Laufen tue ich eigentlich alles, was es so gibt. Flache Ultras, Ultraläufe mit sehr vielen Höhenmetern, Trails oder Sprints auf der Aschenbahn. Ich laufe aber auch mal 10 km mit einer Freundin in 7er Pace. Vor Corona habe ich mich auch schon öfters mal Samstagabend für einen Lauf am Sonntag angemeldet. Ohne spezifische Vorbereitung, einfach spontan, weil ich Bock auf einen Wettkampf hatte.

Ideale Gerade: Die Corona-Pandemie hat auch die Laufcommunity stark getroffen. Es gibt quasi keine Laufveranstaltungen. Wie motivierst Du Dich seitdem?

Purity: Eigentlich so wie immer, Corona hat daran nicht viel geändert. OK, Wettkämpfe gibt es keine und ein Wettkampflauf mit Publikum ist natürlich auch sehr speziell, aber motivationstechnisch fühle ich mich auch gut, wenn ich 50 km "virtuell" laufe und mich mein 7-jähriger Sohn mit seinem Fahrrad begleitet.

Bildquelle: Purity Jenninger
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Ideale Gerade: Angenommen, Du bereitest Dich auf einen 100 Meilen-Lauf vor. Wie kann man sich das dafür notwendige Training vorstellen?

Purity: Man braucht sehr viel Zeit und Menschen um einen herum, die einen unterstützen, da man sehr viel Zeit beim Laufen verbringt. Sehr grob umrandet dauert meine Vorbereitung für so einen Lauf ca. 6 bis 8 Monate. Viele lange Läufe - 30, 40, 50, 60 km, paar 100 Km. Viele Regenerationsläufe, Fahrradfahren, Krafttraining um Verletzungen vorzubeugen und natürlich schlafen. Ganz wichtig sind meiner Meinung nach auch Nachtläufe. Alleine 40 km um 0 Uhr, Stirnlampe et cetera bringt den Kopf auf die richtige Spur.

Ideale Gerade: Wir haben uns vor einiger Zeit auf Instagram kennengelernt. Was sagst Du zur Laufcommunity dort und wie wichtig ist Dir der Austausch mit anderen Läufern?

Purity: Ich lerne viele Läufer über sozialen Medien kennen, wobei mir der persönliche Austausch eigentlich lieber ist. Ich kenne in meiner Stadt natürlich die Läufer, mit denen ich mich auch regelmäßig austausche oder aber auch meine Athleten, die ich als Laufcoach begleite. Die Laufcommunity finde ich sehr inspirierend und motivierend. Ich habe auf Instagram sehr viele nette Läufer/innen kennengelernt, wo wir uns ab und zu auf virtuelle Läufe oder Challenges verabreden.

Bildquelle: Purity Jenninger
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Ideale Gerade: Angenommen, ich möchte meinen ersten 50 km-Lauf als "virtual run" absolvieren! Welche "dos and donts" kannst Du Neulingen auf den Weg geben?

Purity: Ultraläufe sind immer tagesformabhängig. Im Vordergrund sollte immer Spaß und Geduld stehen. Ich denke, man sollte auf jeden Fall schonmal einen Marathon gefinished haben. Dann sind die weiteren 8 km eigentlich keine wirkliche Herausforderung mehr. Ich denke Dos und Donts muss jeder individuell für sich selbst finden. Wenn man viele Kilometer läuft, bekommt man mit der Zeit sehr schnell mit, was seinem Körper gut tut oder eben nicht. Sicherlich gibt es auch einige generelle Weisheiten...

Ideale Gerade: Nike-Laufschuhe stehen bei Dir hoch im Kurs. Welche Modelle kannst Du empfehlen? Was muss ein Laufschuh mitbringen, damit Du ihn beim Ultramarathon verwendest?

Purity: Man sollte als Erstes eine Laufanalyse machen lassen, um zu erfahren, was für einen Schuh man benötigt - stabil, neutral et cetera. Ich laufe aktuell am liebsten mit dem Nike Vaporfly 3, wobei der Nike Alphafly Next % mein neuester Schuh ist, der ist aber nicht für Ultras geeignet. Meiner Meinung nach muss ein Schuh für Ultras einfach bequem, nicht zu schwer sein, aber auch eine gute Dämpfung haben. Das muss aber jeder für sich individuell beurteilen - "probieren geht über studieren"! Fast wichtiger als der Schuh, sind für mich eigentlich die richtigen Strümpfe, was auch eine Wissenschaft für sich ist. ;-)

Vielen lieben Dank für Deine Zeit und das super informative Interview, Purity! Alles Liebe und Gute! :-)

Puritys Instagram-Profil findet sich hier: https://www.instagram.com/_runfurther_harder_faster_sixx/