Habt Ihr schon etwas von Nikes neuem Projekt "Run Fearless" gehört? Das Nike Sports Research Lab-Team wollte herausfinden, ob es möglich ist, einen Laufschuh zu entwickeln, der tatsächlich helfen könnte, laufbedingte Verletzungen zu reduzieren. Keine schlechte Sache, oder? Auf Grundlage von Läuferfeedback konzentrierte sich das Team vor allem auf den Dämpfungsaspekt – unter der Annahme, dass mehr Dämpfung helfen könnte, Verletzungen zu reduzieren. So ähnlich kennen wir das bereits vom 'Nike React Infinity Run'! Kürzlich hat Nike ein neues Modell - den 'Nike ZoomX Invincible Run Flyknit' - auf den Markt gebracht. Dabei soll ein leichter, reaktionsfreudiger Schaumstoff ein extrem weiches Laufgefühl und spürbare Energie bei jedem Schritt gewährleisten. Ich habe den Schuh im Lauftraining ausprobiert und bin unter anderem einen Marathon und ein paar Einheiten mit relativ müden Beiden damit gelaufen. Konnte mich der neue Nike-Laufschuh überzeugen? Kommt mit auf ein paar Runden! :-)
Im Rahmen von "Run Fearless" möchte uns Nike also die Mittel zur Verfügung stellen, mit denen wir verletzungsfrei und ohne Unterbrechung unserem Laufsport nachgehen können. Das klingt definitiv verheißungsvoll! Primär ging es darum, herauszufinden, ob es möglich ist, einen Laufschuh zu entwickeln, der tatsächlich helfen könnte, laufbedingte Verletzungen zu reduzieren. Jahrelang ging man laut Nike in der Branche davon aus, dass Schuhe mit Bewegungskontrolle – solche, welche die Pronation, also das natürliche Abknicken des Fußes nach innen während des Auftretens, korrigieren – genau das tun. Doch laut Nike hat die Bewegungskontrolle offenbar nichts an der Anzahl der Verletzungen geändert und der Prozentsatz der Läuferinnen und Läufer, die sich verletzen, ist seit Jahrzehnten angeblich gleichgeblieben.
Wie schon beim 'Nike React Infinity Run' präsentiert uns der Sportartikelhersteller eine unabhängige Studie. Im Prinzip knüpft Nike einfach an eine alte Studie an, wie man auf der offiziellen Website nachlesen kann - dort findet sich folgender Auszug: "2019 absolvierten 226 Männer und Frauen im Rahmen einer externen Studie ein 12-wöchiges, variables Lauftraining. Im Vergleich zum Nike Air Zoom Structure 22 reduzierte der Nike React Infinity Run dabei Laufverletzungen um 52 % (Verletzung = Ausfall für mindestens 3 aufeinanderfolgende Läufe aufgrund von laufbedingten Schmerzen). Mittels Online-Fragebögen berichteten die Teilnehmenden über Fortschritte und Verletzungen. Unsere Studie ergab, dass 30,3 % der Läufer, die im Nike Air Zoom Structure 22 trainierten, eine Verletzung erlitten. Im Vergleich dazu meldeten nur 14,5 % der Läufer, die im Nike React Infinity Run trainierten, eine Verletzung. In einer zweiten Studie, die 2020 unter Verwendung desselben Protokolls durchgeführt wurde, zeigten der Nike ZoomX Invincible Run und der Nike React Infinity Run 2 im Vergleich zum Nike React Infinity Run-Modell des Vorjahres keinen statistisch signifikanten Unterschied in der Häufigkeit von Verletzungen."
Halten wir also fest: Nike vergleicht abermals seine eigenen Laufschuh-Modelle miteinander. Beim 'Nike Air Zoom Structure 22' handelt es sich bekanntlich um einen Stabilschuh. Aus diesen Daten erfolgt demnach eine Ableitung für die Schuhe von "Project: Run Fearless". Ah ja! Wie schon beim 'Nike React Infinity Run' bin ich der Ansicht, dass man sich immer erstmal den einzelnen, individuellen Läufer ansehen muss. Einige Fragestellungen sind dabei besonders wichtig: Welcher Läufertyp bin ich überhaupt? Welche Laufschuhe habe ich bislang verwendet? Trage ich überhaupt den richtigen Laufschuhtyp? Wie viel trainiere ich? Trainiere ich richtig? Sind meine Umfänge zu hoch? Bin ich generell verletzungsanfällig? Und, und, und! Erst wenn diese Fragen beantwortet wurden, kann man damit anfangen, sich zu fragen, ob der neue Nike-Runner tatsächlich Verletzungen reduziert. Pauschalisieren lässt sich rein gar nichts, denn entscheidend ist am Ende immer eine individuelle Betrachtungsweise! :-)
Der neue 'Nike ZoomX Invincible Run Flyknit' kommt zum Preis von 179,99 Euro und liegt ganz klar im höherpreisigen Segment. Die Sprengung beträgt 9 mm und ergibt sich aus Vorfuß von 27,6 mm zu Ferse von 36,6 mm. Mein Testpaar in "schwarz/chile red/green glow" bringt in Größe 44 rund 285 g auf die Waage, damit ist der Laufschuh weder Leicht- noch Schwergewicht. In der Mittelsohle findet sich ein besonders reaktionsfreudiger Schaumstoff, der quasi den höchsten Grad an Energierückgabe bei Nike bescheren soll. Das spürt man unmittelbar, denn bereits im Stand fühlt sich der Schuh extrem weich, aber auch erstmal schwammig an. Beim Laufen relativiert sich dieser Eindruck jedoch deutlich, da der Runner vorne und hinten vergleichsweise breit gebaut wurde - das freut Hobbitfüßler - und damit die notwendige Stabilität erzeugt. Auffällig hierbei: Der Schaumstoff hat eine geschwungene Form und liefert dadurch Halt bei allen Phasen des Schrittzyklus. Das Laufgefühl ist auf harten Untergründen anfänglich sehr weich, woran man sich aber relativ schnell gewöhnt hat! Wer ein direktes, weniger gedämpftes Laufgefühl bevorzugt, braucht sich den Schuh jedenfalls nicht anzusehen. Übrigens: Dieser Runner richtet sich durch seine Konstruktion nur an leichte bis höchstens mittelschwere Läufernaturen!
Wir haben hier einen Schuh, der sich durch einen hohen Komfortfaktor auszeichnet. Die verarbeiteten Materialien - ob nun Ferse, Zunge oder Upper - sind allesamt soft und weich gestaltet. An der Ferse sorgt ein spezieller Einsatz für guten Halt, der gepolsterte Schuhkragen beschert ein bequemes Tragegefühl. Das verarbeitete Flyknit-Obermaterial ist robust und zugleich strapazierfähig. Das Schnürsystem ist klassisch gehalten und bietet die Möglichkeit der Marathonschnürung. Allerdings ist eine Doppelschleife notwendig, da die Schnürsenkel wie so oft nicht verlässlich halten. Faktisch lässt sich der 'Nike ZoomX Invincible Run Flyknit' auf allen Distanzen von 5 km, 10 km über Halbmarathon bis hin zum Marathon einsetzen. Ich hatte viel Spaß bei sämtlichen Einheiten, sowohl mit frischen als auch müden Beiden. Meinen Trainingsmarathon absolvierte ich zu 1/3 auf Asphalt sowie zu 2/3 auf glatten Waldwegen. Trotz seiner auffallend weichen Dämpfung kommt man auch auf normalen Forstwegen gut voran. Die Grip-Eigenschaften der Außensohle gehen sowohl bei Trockenheit als auch Nässe vollkommen in Ordnung!
Natürlich kann man mit diesem Schuh das Tempo im Zuge eines Fahrtspiels mal anziehen! Ansonsten lässt sich der 'Nike ZoomX Invincible Run Flyknit' eher als
konventioneller Runner für die moderate Pace einsetzen. Zum Schluss möchte ich aber nochmal auf "Run Fearless" zu sprechen kommen. Gerade bei direkten Einheiten nach dem Marathon
- also bei Läufen mit einer spürbaren Vorbelastung - hat sich tatsächlich die besondere Stärke der Schuhs gezeigt. Die federnde, reaktionsfreudige und sehr weiche Dämpfung in
Kombination mit der gelungenen Passform entpuppte sich als regelrechte Wohltat, wenn man nicht über die frischesten Beine verfügt, aber trotzdem eine Runde drehen möchte. Ob
dieser Laufschuh aber wirklich Läuferverletzungen reduziert, muss am Ende jeder selbst für sich herausfinden!
Weitere Informationen über Nike unter: http://www.nike.com