Interview: Nach 20 Jahren wieder Hamburg Marathon! Lars spricht über sein großes Ziel 2022 und blickt dabei auf seine Laufanfänge zurück...

Hi zusammen! «Die Stimmung in Hamburg ist damals für mich unschlagbar gewesen. Über die gesamten 42,195 km standen Zuschauer und feuerten die Läufer an. Der absolute Wahnsinn war es runter zu den Landungsbrücken zu laufen, hier standen Tausende von Menschen und feuerten uns Läufer an. Wenn ich so darüber rede, bekomme ich immer noch Gänsehaut am ganzen Körper», sagt Lars. Nach 20 Jahren möchte der leidenschaftliche Läufer wieder an der Startlinie beim Hamburg Marathon stehen! Im neuen "Unter Uns-Interview" spricht er über sein großes Ziel 2022 und blickt dabei auf seine Laufanfänge zurück.

Bildquelle: Lars Seiffert
Bildquelle: Lars Seiffert

Ideale Gerade: Hallo Lars! Woher kommst Du und welchen Stellenwert hat das Laufen für Dich?

Lars: Hallo Björn. Erstmal lieben Dank, dass ich meine Geschichte hier bei dir erzählen darf. Ich bin gebürtiger Kieler und wohne seit 2005 vor den Toren Kiels in Schwentinental. Zum Laufen bin ich bereits im Alter von fünf Jahren gekommen. Wir hatten bei uns im Verein einen Lauftreff. Mit meinem Vater bin ich dann dahingegangen. Seit dieser Zeit möchte ich das Laufen nicht mehr missen. Es hat einen sehr hohen Stellenwert in meinem Leben. Kann ich über einen längeren Zeitraum nicht laufen, werde ich unruhig und mieslaunig. Ich brauche das Laufen um den Kopf frei zu kriegen und mich gut zu fühlen.

Bildquelle: Lars Seiffert
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Ideale Gerade: Du bist durch Deinen Vater bereits früh zum Laufsport gekommen. Hast Du noch Erinnerungen an die Anfänge?

Lars: Ich kann mich noch an vieles aus dieser Zeit erinnern. 1977 bin ich das erste Mal mit zum Lauftreff gegangen. Ich war über Jahre der Jüngste und bin immer nur mit Erwachsenen gelaufen. Mein erster Gruppenleiter war damals aus meiner Sichtweise als Kind ein Opa. Er war immer sehr streng. So durfte man ihn bis kurz vorm Ziel nicht überholen. Erst 500 m vor Ende durften alle Gas geben. Es hat lange gedauert bis ich „Opa Rudi“ das erste Mal im Endspurt geschlagen habe. Meinen ersten Zwei-Stunden-Lauf im Alter von sechs Jahren musste ich 13 Minuten vor Schluss abbrechen, wir liefen bei uns zu Hause vorbei, da wollte ich dann nur noch in die warme Badewanne. 14 Tage später hat es dann geklappt mit den zwei Stunden und dem Abzeichen. Aus dieser Zeit könnte ich noch vieles, vieles mehr erzählen...

Bildquelle: Lars Seiffert
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Ideale Gerade: Du hast mir erzählt, dass Dein Vater mit 53 Jahren beim Laufen im Urlaub gestorben sei. Das tut mir unheimlich leid! Was genau bewirkt ein solches Schlüsselerlebnis, wenn man selbst dann die Laufschuhe schnürt?

Lars: Ja, das war für uns alle ein Schock. Wenn ein geliebter Mensch abrupt aus dem Leben gerissen wird, trifft das einen wie ein Schlag mit dem Hammer. Das war eine schwere Zeit für meine Mutter und uns. Das einzig Tröstliche war, dass er so gestorben ist, wie er es sich gewünscht hatte. Am Wasser und beim Laufen. Wenn ich meine Laufschuhe nach seinem Tod geschnürt habe, habe ich mir immer vorgestellt, dass wir jetzt gemeinsam laufen gehen. Es gingen mir immer die Bilder von allem Erlebten mit ihm durch den Kopf, hauptsächlich auch der vielen gemeinsamen Läufe. Auch heute noch spüre ich es manchmal noch so. Ich finde es schön diese Gedanken zu haben. Manchmal geht mir durch den Kopf, dass ich jetzt bald in sein Alter komme, bin aber gleichzeitig auch bewusster im Umgang mit meiner Gesundheit. Die Generation meines Vaters hat sich alles weggelaufen, da hieß es immer, das wird schon.

Lars' Papa mit Flasche in der Hand - Bildquelle: Lars Seiffert
Lars' Papa mit Flasche in der Hand - Bildquelle: Lars Seiffert

Ideale Gerade: Stichwort Lauftreff: Wie wichtig ist Dir die Gemeinschaft mit Blick auf das Laufen?

Lars: Ich bin immer sehr gerne im Lauftreff gelaufen. Ich habe mich zwischen all den „Alten“ sehr wohl gefühlt. Später in der Jugend habe ich auch andere Sportarten ausprobiert. So bin ich zum Kanusport gekommen. Das war sehr vielseitig. Krafttraining, Laufen, Zirkeltraining, paddeln und Fußball, all das habe wir hier kombiniert. Trotzdem bin ich immer auch zum Lauftreff gegangen. Dort lernte ich auch meinen Laufbuddy kennen. Wir sind jahrelang zusammen um die Wette gelaufen und haben uns gegenseitig motiviert. 1991 bin ich dann im Einzelhandel gelandet und bis heute hier tätig. Durch die Arbeitszeiten war es sehr schwierig am Lauftreff teilzunehmen. Seit dieser Zeit laufe ich meistens alleine.

Ideale Gerade: Deine Frau läuft ebenfalls sehr gerne! Passt das nicht perfekt zusammen?


Lars: Ja. Seit 27 Jahren sind wir zusammen. Seit damals bis heute laufen wir auch immer sehr gerne zusammen. Meistens läuft meine Frau kürzere Strecken als ich und auch nicht in meinem Tempo, trotzdem macht es uns immer viel Spaß. Ich nutze diese Einheit zum Einlaufen, um dann alleine noch ein paar Kilometer dran zu hängen. Am meisten hat das gemeinsame Marathontraining vor 20 Jahren Spaß gemacht. Nach der langen Einheit am Sonntag, haben wir gemütlich gefrühstückt und uns dann auf die Couch zum Schlafen zurückgezogen.

Bildquelle: Lars Seiffert
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Ideale Gerade: Die Marathondistanz fasziniert Dich ganz besonders - woran liegt das?

Lars: Ich finde es faszinierend, was man selbst im Stande ist zu leisten. 42,195 Km zu laufen ist eine wahnsinnig lange Strecke, die man auf keinen Fall unterschätzen sollte. Als leidenschaftlicher Läufer war es irgendwann bei mir der unbedingte Wunsch auch die Königsdisziplin der Leichtathletik zu laufen. Bei den großen Marathons fasziniert mich das Laufen durch eine tolle Stadt und die wahnsinnig vielen Zuschauer und Fans an der Strecke, für mich Gänsehautfeeling und Adrenalin pur.

Ideale Gerade: In den Jahren 2001 und 2002 bist Du in Hamburg bereits Marathon gelaufen. Wie kann man sich Stimmung und Strecke dort vorstellen?

Lars: Die Stimmung in Hamburg ist damals für mich unschlagbar gewesen. Über die gesamten 42,195 km standen Zuschauer und feuerten die Läufer an. Der absolute Wahnsinn war es runter zu den Landungsbrücken zu laufen, hier standen Tausende von Menschen und feuerten uns Läufer an. Wenn ich so darüber rede, bekomme ich immer noch Gänsehaut am ganzen Körper. Die Strecke führt an den meisten Spotlights in Hamburg vorbei, Sankt Pauli, Landungsbrücken durch die Speicherstadt bis in die City Nord, überall ist es toll und es gibt viel zu entdecken. Hamburg gehört zu unserer absoluten Lieblingsstadt. Die Stadt ist so vielseitig & bunt wie kaum eine andere in Deutschland. Macht einfach Bock.

Bildquelle: Lars Seiffert
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Ideale Gerade: Nach 20 Jahren heißt es jetzt: Comeback! Deine Familie hat Dir nämlich einen Startplatz für den nächsten Hamburg Marathon geschenkt. Wie fühlt sich das für Dich an?

Lars: Ich freue mich riesig! Die Idee, wieder Marathon zu laufen, ist noch frisch. Ich bin im Training der letzten Wochen ein paar längere Strecken gelaufen und es ging mir prima. Dann lief der Berlin Marathon im Fernsehen und es begann zu kribbeln. Meine Familie hat diese Schwingungen aufgenommen und mir dann zum Geburtstag den Startplatz in Hamburg geschenkt. Allerdings kommen mittlerweile auch schon mal Zweifel, ob ich die Marathonvorbereitung körperlich und mental durchhalte. Die Vorbereitung ist ja nicht ohne und ich hoffe dieser Belastung besonders auch im Winter gewachsen zu sein. Die Freude überwiegt allerdings nach genau 20 Jahren dort wieder an den Start zu gehen, wo ich den letzten Marathon gelaufen bin. Hamburg ich komme und ich freue mich!!!

Bildquelle: Lars Seiffert
Bildquelle: Lars Seiffert

Ideale Gerade: Wirst Du anders als früher Dein Training absolvieren? Vielleicht mehr Stabitraining?

Lars: Ich denke, dass Stabitraining ein wichtiger Bestandteil der Vorbereitung sein wird. Auch jetzt schon mache ich es regelmäßig. Mit zunehmendem Alter wird es immer wichtiger die Körpermitte zu stabilisieren. Ich trainiere nur mit dem eigenen Körpergewicht. Die läuferische Vorbereitung werde ich ähnlich wie vor zwanzig Jahren gestalten. Drei bis vier Einheiten die Woche, die lange Einheit dann am Wochenende. Diese werde ich bei uns im Verein laufen oder alleine in Begleitung meiner Frau oder meiner Kinder auf dem Fahrrad. Vielleicht findet sich ja auch noch ein Laufbuddy. Weiterhin werde ich ein oder zwei Wettkämpfe laufen, um das geplante Marathontempo schon mal zu fühlen.

Lars ist auf Instagram hier zu finden: https://www.instagram.com/lars_man_running/

Spitze! Vielen Dank für diese spannenden Einblicke, Lars! Ich wünsche Dir eine gelungene Vorbereitung!